Kategorie: Vatersein

Kinderfotos im Netz

Kinderfotos im Netz

Schau-hin.info hat zur Blogparade „Kinderfotos im Netz“ aufgerufen. Ein Thema, mit dem ich mich privat als auch beruflich seit Jahren auseinandersetze. Die Frage, wieviel Kind zeige ich auf meinen Fotos, kennen vermutlich viele Familienblogger*innen. Ich persönlich bin kein Freund von Emojis, um Kindergesichter zu verdecken. Auch Verpixeln ist nicht so mein Ding. Ich habe mich dafür entschieden meine Kinder von der Seite oder von hinten zu zeigen.

Wie sich die Zeiten ändern – vom Paulus zum Saulus

Wer mich kennt wird eventuell irritiert sein. Noch vor zwei Jahren war ich strickt gegen jegliche Veröffentlichung von Kinderbildern. Damals habe ich kein einziges Kinderbild über Whats App an die Familie und Freunde verschickt. Zu dem Zeitpunkt war Whats App noch nicht verschlüsselt. Wer Bilder meiner Töchter sehen wollte, musste sich bei Threema anmelden. Und heute? Seit knapp 1,5 Jahren bin ich nun Familien- bzw. Papablogger. Mit den dazugehörigen Social-Media-Kanälen. Und dort gehört (für mich) das regelmäßige Posten von Bildern meiner Kinder und/oder mir dazu.

Warum poste ich überhaupt Bilder meiner Kinder?

Ich bin gerne Vater. Extrem gerne. Für mich heißt Vater sein nicht nur ab und an Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Ich möchte sie aktiv in ihrem Alltag begleiten, eine tragfähige Bindung zu ihnen aufbauen, für sie da sein, wenn sie mich brauchen und die Erziehungs- und Haushaltsaufgaben mit meiner Frau teilen. Auch wenn es mehr und mehr aktive Väter gibt, sind wir (nach meinem Gefühl) noch in der Minderheit. Ich möchte mit meinen Bildern und Blogbeiträgen aus Papa-Sicht zeigen, wie schön und lohnenswert die Vaterrolle ist.

Ich bin der festen Überzeugung: Väter können alles, außer stillen. Um mein Leben als Papa deutlich zu machen, braucht es Texte und Bilder. Alltagsbilder als Papa. Daher auch mein Name: Mannpluskind.de. Ohne Kind wäre ich „nur“ Mann. Vater bin ich erst seit dem Tag, an dem meine älteste Tochter das Licht der Welt erblickt hat.

Seitdem zeige ich Bilder aus meinem Alltag als Vater. Bilder von mir und meinen Kindern und auch nur Kinderbilder. Bilder die zeigen, wie wunderbar es ist, seine Kinder im Alltag zu begleiten. Deshalb zeige ich Kinderfotos im Netz.

Kind putzt Zähne mit Papa

Kinderfotos im Netz

Kinderfotos im Netz

Nein sagen - Grenzen setzen

Wir alle haben die gleichen Persönlichkeitsrechte

Ich bin Vorbild für meine Kinder, das ist mir sehr bewusst. Und ja, meine Kinder haben die gleichen Persönlichkeitsrechte wie meine Frau oder ich. Um meinen Kindern später zu zeigen, welche Bilder und Informationen ich von ihnen gepostet habe, gibt es für beide Kinder jeweils eine Erinnerungskiste. Jedes Bild, jedes Video, jeder TV-Beitrag oder jeder Zeitungsartikel, welcher/s veröffentlicht wird, kommt in die jeweilige Kiste. Wenn Lila und der Tiger alt genug sind, werde ich meinen Töchtern die Kisten geben. Wie sie auf meine Beiträge und Posts dann reagieren, kann ich heute noch nicht sagen. Ist aber auch egal, sie haben ein Recht zu wissen was ich über sie in der virtuellen als auch in der analogen Welt verbreitet habe.

Auf meinem Blog sind so gut wie keine Bilder von meinen Kindern zu sehen. Ganz anders sieht es in den sozialen Medien aus, insbesondere bei Instagram. Ich verstehe mich als Familienblogger und da „gehören“ Bilder von meinen Kindern und/oder von mir dazu. Das ist  jedenfalls meine Meinung. Aus allen Bildern, die ich bei Instagram poste, gestalte ich einmal im Jahr ein Fotoalbum. Die Alben kommen ebenfalls in die Erinnerungskisten meiner Töchter.

Was tue ich vor der Veröffentlichung?

Jedes Bild, auf dem meine Töchter irgendwie zu sehen sind, zeige ich vorher meiner Frau und meinen Kindern. Klar, Lila ist erst zwei und der Tiger erst 4,5 Jahre alt. Sie verstehen noch nicht, was es bedeutet, dass „ihre“ Bilder ins Netz gestellt werden. Dennoch haben sie eine Meinung. Der Tiger fand bislang zwei Bilder nicht schön. Die habe ich selbstverständlich auch nicht gepostet.

Ich nehme mir Zeit

Selten kommt es vor, dass ich fotografiere und das Bild direkt poste. Meistens sind die Bilder ein, zwei oder drei Tage alt. Bevor ich ein Bild poste überlege ich:

  • Wenn ich als Kind auf dem Foto wäre, würde ich die Veröffentlichung gut finden?
  • Wie stehen die Chancen, dass meine Kinder das Bild in ein paar Jahren peinlich, doof etc. finden?
  • Könnte der Text zum Bild für meine Kinder peinlich oder unangenehm sein bzw. werden?
  • Welche Aussage hat das Bild?
  • Verzichte ich auf personenbezogene Daten?

Umgang mit den Bildern meiner Kinder

Ich hoffe meine Kinder bekommen mit, dass ich nicht leichtfertig Bilder und Texte von ihnen poste und mich intensiv mit ihren Persönlichkeitsrechten beschäftige. Für den ein oder anderen mag mein Umgang mit den Persönlichkeitsrechten meiner Kinder nicht okay sein. Bei dem Thema wird es immer unterschiedliche Meinungen geben. Ich trage die Verantwortung für die Bilder, die von meinen Kindern im Netz zu finden sind. Und es ist und bleibt ein Spannungsfeld, in dem ich mich bewege. Man könnte auch von einem Drahtseilakt sprechen. Mir ist auch völlig klar, dass ich direkt nach dem Posten die Kontrolle über mein Bild verliere. Ob jemand das Bild speichert oder für andere Zwecke missbraucht kann ich nach der Veröffentlichung nicht mehr beeinflussen.

Gestern bin ich alle meine Bilder bei Instagram noch einmal durchgegangen. Immer mit der Frage: Wieviel Gesicht ist okay? Fünf Bilder habe ich daraufhin noch nachträglich gelöscht. Aber knapp vierhundert Bilder habe ich auch auf meinem Account belassen.

 

Gedanken zum Thema „Kinder unter drei und Medien“ findest du hier

Lieblingskind – darf ich ein Kind besonders lieben?

Kind Nummer 1

Wenn ich Familien auf dem Spielplatz oder beim Einkaufen beobachte, stelle ich immer wieder fest wie unterschiedlich Geschwister doch (meistens) sind. Da gibt es das mutige Mädchen, das auf das höchste Spielgerüst klettert; den schüchternen Jungen, der immer in der Nähe seiner Eltern bleibt; Geschwister, die stundenlang ohne Streitigkeiten zusammen im Sandkasten spielen und Geschwister, die ohne Mama oder Papa als Streitschlichter nicht einmal fünf Minuten zusammen im Fahrradanhänger sitzen können.

Dabei sind sie eng verwandt – enger geht es nur als eineiige Zwillinge – werden ähnlich erzogen und sind trotzdem (oft) so verschieden. Was, wenn uns der Sohn an eine Person erinnert, die wir absolut nicht ausstehen können oder wir die Wesensart der Tochter nicht mögen? Können wir überhaupt zwei Kinder mit derselben Inbrunst lieben? Können wir unsere Kinder gleichberechtig behandeln?

Was, wenn ich meine Tochter voll doof finde?

Während der ersten Schwangerschaft meiner Frau hatte ich viele Ängste. Wird alles gut gehen? Bekommen wir ein gesundes Kind? Wie werde ich als Vater sein? Schaffe ich das alles? Und, die Angst meine Tochter im Arm zu halten und sie nicht zu lieben. Was, wenn ich meine Tochter voll doof finde und die Chemie zwischen uns einfach nicht passt?

Allerdings hatte ich die Rechnung ohne Mutter Natur gemacht. Dieses unbeschreibliche Glücksgefühl, welches direkt nach der Geburt durch meinen ganzen Körper strömte, das war Vaterliebe pur. Wir hatten sofort eine besondere Verbindung. Weil meine Frau nach dem Kaiserschnitt noch im OP bleiben musste, bekam ich den Tiger auf meine Brust. Was für ein phantastisches Feuerwerk der Gefühle! Da lag sie, in Handtüchern gewickelt und innerhalb von Sekunden fand sie den Weg in mein Herz.

Zweieinhalb Jahre gab es nur uns. Meine Frau, den Tiger und mich. Hunderte besonderer Momente und Augenblicke: Das erste Lachen, die erste Drehung, der erste Zahn, … all diese besonderen Milestones im Leben unserer Tochter.

Die Angst kehrt zurück

In der zweiten Schwangerschaft kehrten die Ängste zurück. Und mit ihnen eine neue Befürchtung: Habe ich genug Liebe für zwei Kinder? Kann ich ein zweites Kind so lieben wie den Tiger? Und, was ist wenn ich das Kind plötzlich mehr liebe als meine Große?

Seit April 2016 sind wir zu viert. Und auch bei der Geburt von Lila hat mich Mutter Natur nicht im Stich gelassen. Kaum hatte ich meine Tochter zum ersten Mal erblickt, war die Liebe auch schon da. Aber wie ist es mit der Angst, ob ich zwei Kinder gleichberechtigt lieben kann? Empfinde ich wirklich für beide Töchter die gleichen Emotionen? Oder muss ich mir eingestehen, dass ich ein Lieblingskind habe?

Habe ich wirklich ein Lieblingskind?

Fakt ist, ich liebe beiden Töchter über alles. Den Tiger seit über 4,5 Jahren und Lila seit knapp zwei Jahren. Nach dieser Rechnung haben meine ältere Tochter und ich 2,5 Jahre Vorsprung, um eine feste Bindung aufzubauen. Empfinde ich deshalb mehr für sie? Oder hat sich Lila in meinem Herzen mehr ausgebreitet, weil sie noch so klein und niedlich ist und genau weiß, wie sie Papa anschauen muss?

Fakt ist auch, dass ich mit beiden Kindern unterschiedliche Erlebnisse und Gefühle verbinde. Erlebnisse, die meine Beziehung zu der jeweiligen Tochter prägen bzw. geprägt haben. So habe  ich mit dem Tiger alles zum ersten Mal erlebt. Dafür hatte ich bei Lila schon etwas Routine und konnte einige dieser Momente intensiver in mich aufsaugen.

Und nicht zu vergessen, beide haben ihren ganz eigenen Charakter. Einige Wesenszüge kommen mir bekannt vor 😉 einige sind mir völlig fremd.

Durch das Alter ergeben sich Unterschiede

Und trotzdem behaupte ich von mir, dass ich beide Kinder gleich behandele. Also meistens jedenfalls. Aber alleine durch das jeweilige Alter (auch wenn es „nur“ 2,5 Jahre sind) ergeben sich Unterschiede. Die sind nicht gravierend aber sie sind da. Beispielsweise erwarte ich von der Großen, dass sie den Wunsch, gemeinsam ein Buch anzuschauen, auch mal aufschieben kann bis ich Zeit für sie habe. Bei der Jüngeren reagiere ich in der Regel schneller, von ihr erwarte ich noch nicht, dass sie länger abwarten kann, bis ich Zeit für sie habe.

Oder ganz praktisch: der Tiger kann – wenn sie will – in wenigen Sekunden ihre Jacke anziehen. Wenn ich das von Lila erwarten würde, wäre es für sie aktuell eine Überforderung. Also ja, ich behandele meine Kinder unterschiedlich, was aber nicht heißt, dass ich für beide Kinder nicht die gleichen Gefühle habe. Meistens jedenfalls. Denn es gibt auch Momente, da spüre ich mehr Nähe zu einer meiner beiden Töchter.

Ja, ich habe ein Lieblingskind – manchmal

Wie das kommt? Oft sind es Verhaltensweisen von einem der Kinder, die über Tage anhalten und mich emotional anstrengen. Beispielsweise wenn eine der beiden auf meine Ansprache nicht reagiert bzw. genau das Gegenteil von dem macht, was ich gerade gesagt habe. Hält dieses Verhalten länger an, dann bin ich genervt. Und wenn dann die andere genau in dem Moment auf ein „Stop“ oder „bitte warten“ hört, ja dann habe ich – für eine kurze Zeit – ein Lieblingskind.

Und kennt nicht jede/r von uns, der/die mit einem oder mehreren Geschwistern aufgewachsen ist, das Gefühl den Lieblingskind-Pokal in den Händen zu halten oder eben leer auszugehen. Wenn sich beide Emotionen die Waage halten, dann ist meiner Meinung nach das Optimum erreicht. Eltern können nicht dauerhaft ihre Liebe, Anerkennung, Zeit, Aufmerksamkeit, usw. exakt 50 zu 50 verteilen.

Ich jedenfalls würde mich freuen, wenn meine Kinder in 20 Jahren sagen: „Mama und Papa lieben uns von Herzen und ja, ab und an war ich das Lieblingskind und ja, ab und an war es meine Schwester.“

Ich bin krank – wie erkläre ich das meinen Kindern?

Kindern erklären was Kranksein bedeutet

Seit ein paar Tagen liege ich flach. Mich hat es so richtig erwischt. Nichts lebensbedrohliches, „nur“ eine der vielen Herbstkrankheiten, die man so im Herbst bekommen kann. Die AU ist unterwegs ins Büro, meine Frau versorgt mich mit Medikamenten, Vitaminen und was ich sonst noch so brauche. Meine Schwiegermutter ist gekommen und kümmert sich morgens um die Kinder. Also alles geregelt.

Nur meine Kinder verstehen nicht, warum ihr Papa die ganze Zeit im Bett liegt. Kein Durchkitzeln morgens nach dem Aufwachen, keine Umarmung nach der Kita und auch kein Bilderbuch abends vor dem Schlafen auf Papas Schoß. Aber wie erkläre ich meinen Kleinen, dass ihr Papa krank ist? Ich habe ja keine roten Punkte auf dem Gesicht oder einen dicken Verband um den Arm. Noch viel schwieriger finde ich den Begriff ANSTECKEND zu erklären. „Nein, ich kann jetzt nicht mit euch kuscheln, ich bin krank und ansteckend!“ In den Augen meiner Kinder sehe ich nur Fragezeichen. „Papa, was ist ansteckend?“ fragt der Tiger sofort. „Kannst du mich jetzt nie mehr auf den Arm nehmen?“ Und Lila legt ihren Kopf auf meinen Bauch und streckt die Arme nach mir aus.

Ungeladene Gäste machen Papa krank

Ich schaue beide an, schüttele mit dem Kopf und erkläre: „Das ist nur für eine kurze Zeit. So lange bis die Müllabfuhr kommt. Dann kann ich euch wieder tragen, küssen und mit euch toben. Bei mir im Körper sind ganz kleine Gäste zu Besuch, die ich nicht eingeladen habe. Die machen mich schlapp und meinen Körper ganz warm. Deshalb habe ich jetzt auch Fieber und starke Halsschmerzen.“

„Und diese unsichtbaren Gäste in meinem Körper möchten auch gerne euch besuchen. Aber das dürfen die nicht! Deshalb kann ich euch jetzt nicht küssen oder auf den Arm nehmen. Die Viren, so heißen die Gäste, können nämlich nicht gut springen. Wenn wir weit genug voneinander entfernt sind, schaffen sie es nicht zu euch rüber zu hüpfen. Dann ärgern die sich und ihnen bleibt nichts anders übrig, als bei mir zu bleiben. Aber nicht mehr lange. Mama hat mir ja Tabletten gekauft. Die sind wie ein großes Müllauto und bringen alle Gäste in meinem Körper auf die Müllkippe. Und wenn sie alle gefunden haben bin ich wieder gesund und wir können wieder toben, spielen und uns umarmen. 🙂

Das Gespräch war am Dienstag. Und morgen kommt dann die echte Müllabfuhr. Dank Antibiotikum kann ich mein Versprechen halten und heute sogar den Artikel schreiben 😉

Väter, ran an die Kinderbücher

Papa liest Bilderbuch vor

Lesen ist weiblich! Den Eindruck können Jungen und Mädchen bekommen. Warum? Weil es in der Regel Frauen sind, die sich Zeit nehmen und mit Kindern lesen. Erst sind es die Mütter und Omas, dann in den Kitas die Erzieherinnen und auch später in der Grundschule sind es meist Lehrerinnen, die vorlesen. Männer tauchen im Bildungswesen oftmals erst ab der weiterführenden Schule auf. Dort wird Lesekompetenz aber vorausgesetzt und die Zeit des Vorlesens ist ab Klasse fünf vorbei. Deshalb: Väter, ran an die Kinderbücher!

Nur 8 Prozent der Väter lesen ihren Kindern alleine vor

Lesen Väter wirklich so selten ihren Kindern vor? Die Studie „Warum Väter nicht vorlesen“ der Stiftung Lesen wollte es 2009 (ja, ich weiß, es ist nicht die aktuellste Studie 😉 ) genauer wissen. Auf die Frage: „Wer liest am meisten vor?“ antworteten die 4 bis 9 Jährigen: 73% lesen die Mütter vor, bei 11% lesen beide Eltern gemeinsam vor, bei 8% lesen die Papas und bei 6% die Omas vor. Aber wieso machen sich die Väter beim Vorlesen so rar? Auch beim Vorlesen kristallisiert sich das alte Rollenbild heraus. Viele Männer sehen ihre Partnerinnen in der Verantwortung, mit den gemeinsamen Kindern zu lesen. Ein Teil der Väter hat das Gefühl für gemeinsame Lesemomente mit ihren Kindern keine Zeit zu haben. Sie unternehmen in ihren Zeitfenstern lieber andere Vater-Kind-Aktivitäten. Und dann spielt die eigene Freude am Lesen sicherlich auch eine Rolle. Wer selbst nicht gerne Bücher liest wird nicht vor Freude hier rufen, wenn die Kinder mit einem Buch um die Ecke kommen. Und dennoch, egal wie groß die Hürden auch sein mögen: Väter, sagt ja zum Vorlesen!

Lesen geht immer

Papa liest seinen Kindern vorSchon mit den Kleinsten können sich Väter Bilderbücher anschauen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl „mein erstes Bilderbuch“ für Kinder ab einem Jahr. Egal ob aus Stoff, Pappe oder auf dem Tablet, zum Schieben, Blättern oder Wischen, Vorlesen gehört mit zu den einfachsten Vater-Kind-Aktionen überhaupt. Man braucht ein Buch oder Tablet und ein Sofa, Sessel oder Stuhl. Das war´s. Lesen ist absolut wetterunabhängig und super kostengünstig (wenn man einen Bibliotheksausweis besitzt).

Aber warum sollen Väter überhaupt vorlesen? Reicht es nicht wenn Mama oder Oma vorliest? Nein, das reicht nicht. Insbesonders für Väter von Söhnen gilt: Seid Lese-Vorbilder für eure Kinder. Dann bekommen Jungen nicht das Gefühl Lesen sei unmännlich. Im Idealfall bekommen sie so einen Zugang zum Lesen und werden später nicht von den Mädchen in der Lesekompetenz abgehängt. Wieso Lesen so wichtig ist? Kinder, denen Lesen leicht fällt, haben es während der Schullaufbahn, in der Ausbildung und/oder im Studium und später im Job in der Regel einfacher.

Und Vorlesen bedeutet für Väter einen doppelten Gewinn: Sie verbringen Zeit mit ihren Kindern und erfahren ganz nebenbei auch noch etwas vom Alltag ihrer Kinder, wie es ihnen geht, was sie gerade beschäftigt und worüber sie sich Gedanken machen.

Rituale sind hilfreich!

Papa liest Pixi Buch vorWie können Vorlesezeiten locker in den Alltag von Vätern und ihren Kindern integriert werden? Durch Rituale! Egal ob Papa abends vor dem Schlafengehen noch eine Gute-Nachtgeschichte oder am Wochenende morgens um sieben im Elternbett drei Pixibücher vorliest, feste Zeitpunkte sind hilfreich. Und ja, manchmal kann das Vorlesen auch ziemlich nervig sein. Nämlich dann, wenn Papa das Lieblingsbuch seit vier Wochen jeden Abend 3x hintereinander vorlesen soll. Und zwar Wort für Wort! Exakt so wie es ihm Buch steht. Ein neues Wort wird sofort zur Kenntnis genommen und abgestraft. Dann heißt es Augen zu und durch. Irgendwann geht selbst die größte Biene-Maja-Liebe mal zu Ende. Versprochen! Allerdings ist das Wort „Irgendwann“ gelegentlich ziemlich dehnbar 😉

Und Väter sollten sich gerade bei kleinen Kindern nicht wundern: Diese haben manchmal eine sehr unorthodoxe Art und Weise durch Bilderbücher zu blättern. Da muss nicht zwangsläufig auf  Seite 5 auch wirklich Seite 6 folgen. Warum nicht erst einmal zu Seite 15 bevor es zurück zu Seite 2 geht.

Wie steht es um meine eigene Freude am Vorlesen?

Lese ich meinen Kindern Bücher vor? Ja, so gut wie jeden Tag. Lese ich gerne vor? Seit drei Jahren lautet die Antwort: Ja! Das war aber nicht immer so. Bevor ich Vater wurde, habe ich kaum vorgelesen, weder in der Schule noch später meinen Patenkindern. Dabei lese ich seit meiner Jugend begeistert Krimis und Belletristik. Aber Vorlesen? 40 Jahre war meine Antwort: Nein danke! Das musste ich nach der Geburt vom Tiger erst üben. Heute macht mir Vorlesen Spaß. Die Begeisterung und Freude in den Augen meiner Kinder ist nicht zu übersehen und ich genieße den engen Kontakt mit meinen Mädels. Ich habe super Glück! Denn ich habe grandiose Zuhörerinnen 😉

#btw17 – Wo mache ich meine Kreuze?

Da stehen und hängen sie wieder. An jeder zweiten Straßenlaterne die kleinen und auf den Grünstreifen an vielbefahrenen Straßen die großen: Wahlplakate! Mal mit Wahlslogan, mal mit Gesicht. Am 24. September ist Bundestagswahl. Doch wen soll man wählen? Welche Kandidatin bzw. welcher Kandidat vertritt die Interessen für Familien am besten und sollte aus Münster nach Berlin?

Drei Fragen an vier Politikerinnen und Politiker

Um das herauszufinden, habe ich vor knapp drei Wochen den Direktkandidatinnen und -Kandidaten der CDU, SPD, FDP und Grünen eine Mail geschrieben. Drei Fragen wollte ich gerne beantwortet haben. Zwei Politiker haben geantwortet. Robert von Olberg von der SPD und Jörg Berens von der FDP.

Achtung Unterstellung: Für Sybille Benning von der CDU und Maria Klein-Schmeink von den Grünen scheint Familienpolitik nicht so wichtig zu sein oder die beiden Kandidatinnen sind sich einfach siegessicher bzw. haben einen sicheren Listenplatz oder aber sie haben einfach keine Lust einem Familienvater und Blogger zu antworten.

Wie auch immer. Von den beiden Kandidatinnen gab es jedenfalls keine Rückmeldung. Weder ein „Vielen Dank aber aus den und den Gründen können wir Ihnen leider nicht antworten“ und auch kein „Wir beantworten Ihre Fragen gerne mündlich“. An mangelnder Zeit kann es nicht gelegen haben, immerhin sind beide aktuelle MdBs und haben ein paar Mitarbeiterinnen in ihrem Wahlkreis bzw. im Büro in Berlin. Herr von Olberg und Herr Berens hingegen können auf diese Ressourcen nicht zugreifen. Trotzdem haben sie sich Zeit genommen und ausführlich auf meine Fragen geantwortet. So verstehe ich Wahlkampf; jede Wählerstimme wird ernst genommen! Vielen Dank!

Erste Frage an Herrn von Olberg

Auf dem aktuellen Wahlplakat Ihrer Partei heißt es: „Kinder fordern Eltern, Wir fördern Eltern.“ Was sind aus Ihrer Sicht die Dinge, die sich für Familien ändern müssen, damit diese das Gefühl haben „gefördert“ zu werden?

Als SPD wollen wir allen Menschenei Möglichkeit geben, Familie und Beruf selbstbestimmt in Einklang zu bringen. Es muss selbstverständlich werden, dass neben der eigenen Arbeit auch für beide Elternteile Zeit für die Familie bleibt.

Indem wir die Familienarbeitszeit und das Familiengeld einführen, ermöglichen wir es Vätern und Müttern, ihre Arbeitszeit partnerschaftlich aufzuteilen. Das bis zu 24-monatiege Familiengeld von 150 Euro monatlich pro Elternteil erhalten Familien, in denen beide Eltern jeweils 75-90 Prozent der jeweiligen regulären Vollzeit arbeiten. Weiterhin werden natürlich auch Allein- oder getrennt Erziehende das Familiengeld erhalten. Die Familienarbeitszeit soll ebenfalls Menschen unterstützen, die ihre Eltern oder Verwandte pflegen. Wir wollen Menschen, die Familienmitglieder pflegen, eine Freistellung von der Arbeit mit Lohnersatzleistungen ermöglichen.

Mehr Selbstbestimmung wollen wir zudem ermöglichen durch ein gutes Angebot an Kitas und Schulen: Wir wollen durch höhere Ausgaben für Bildung genug Kita-Plätze schaffen und diese besser ausstatten, zusätzliche Erzieherinnen und Erzieher einstellen und einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung bieten. Zudem wollen wir die Beitragsfreiheit der Bildung von der Kita bis zum Meister und Master.

Erste Frage an Herrn Berens

Auf Ihrer Homepage finde ich keine familienpolitischen Schwerpunkte. Allerdings habe ich gelesen, dass Sie Vater einer Tochter sind Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigen Dinge, die sich für Familien verändern müssen?

Eine zentrale Forderung der FDP ist das Kindergeld 2.0. Hier wollen wir Leistungen für Kinder bündeln und sie dem Kind zu Gute kommen lassen und begründen so einen eigenen Anspruch, so dasss im Falle des Falles dieses Geld auch von Verwandten des Kindes oder das Jugendamt verwaltet werden kann. Weitere Informationen findet Sie hier.

Eine Frage, zwei ähnliche Antworten

Wie stehen Sie zur der Aussage: alle Kinderprodukte (Windeln, Schnuller, Kinderwagen, Schultornister, …) und Kinderspielzeug sollten mit 7% anstelle von 19% besteuert werden?

Herr von Olberg: Ich persönlich werde mich auf für eine Reduktion der Mehrwertsteuer für Kinderprodukte stark machen, um so Familien unmittelbar zu unterstützen. Bundeswirtschaftsministerin Zypries hat dies ebenfalls kürzlich öffentlich unterstützt.

Herr Berens: Sie haben recht: Hier gibt es Ungerechtigkeiten, die wahrscheinlich niemand erklären kann. Bereits in der Periode 2009-2013 war es das Ziel der Freien Demokraten hier eine umfassende Reform auf den Weg zu bringen. Dies ist uns dann aus verschiedenen Gründen nicht gelungen. Meine Auffassung nach ist eine solche Vereinfachung und Überprüfung der Mehrwertsteuersätze nach wie vor wichtig. Ich kann mir sehr gut vorstellen, „Kinderprodukte“ mit dem verminderten Satz zu besteuern.

Und zum guten Schuss…

Warum sollte ich als Familienvater Sie wählen?

Herr von Olberg hat die Frage zusammen mit der Frage zum verminderten Mehrwertsteuersatz  beantwortet.

Herr Berens: Seit gut zwei Jahren bin ich nun Vater einer heranwachsenden Tochter. Sie hat unser Leben auf den Kopf gestellt. Außerdem hat sie an der einen oder anderen Stelle meine Sicht auf die Dinge verändert. Das Parlament lebt davon ein Abbild der Gesellschaft zu sein. Dazu gehören auch (relativ) junge Familienväter. Wenn Ihnen eine solche Vertretung wichtig ist, bitte ich abseits der vielen inhaltlichen Punkte herzlich um Ihre Stimme.

Herr Berens war so nett, noch auf die Interviewreihe vom Familienforum Münster „Gespräche auf dem roten Sofa“ hinzuweisen. Die Interviews der Kandidatinnen und Kandidaten der SPD, CDU, FDP, Grüne und Linke können auf YouTube angeschaut werden.

Gut zusammengefasst sind die Familienpolitischen Themen der einzelnen Parteien auch in der September-Ausgabe der „Eltern.“

So ganz hundertprozentig weiß ich jetzt zwar immer noch nicht, wo ich meine beiden Kreuze mache aber immerhin weiß ich jetzt, wo ich sie nicht machen werde 😉 Familien sind leider nicht die größte Wählergruppe. Daher meine Bitte an alle Mütter und Väter: geht zur Wahl! Unsere Stimmen sind wichtig! Und klar, Familienpolitik ist nicht alles aber darf auch nicht vernachlässigt werden!!!

Antwort eines modernen Vaters

Hajo Schumacher hat auf Spiegel-Online in seinem Artikel „Was wir modernen Väter von unserer Vätern lernen können“ die Frage aufgeworfen, was einen modernen Vater ausmacht. Er beantwortet im zweiten Satz seine Frage gleich selber: „Zunächst mal der Wunsch, anders zu sein als der eigene Erzeuger!“ Herr Schumacher sieht sich als moderner Vater, jedenfalls schreibt er in Wir-Form. Willkommen im Club! Allerdings muss ich ihm gleich widersprechen. Ich wollte nie (eventuell ganz kurz in der Pubertät) anders sein als mein Vater. Vielmehr ist mein Vater in seiner Rolle als Mensch und Erzieher bis heute ein großes Vorbild für mich.

Persönlich finde ich den Begriff Erzeuger sehr unglücklich gewählt. Zu oft werden Väter, die getrennt von ihren Kindern leben und die (aus welchen Gründen auch immer) wenig bis keinen Kontakt zu ihren Söhnen und Töchtern haben, von ihren Kindern nur noch „mein Erzeuger“ genannt. Weniger Vater sein geht nicht.

Was können wir von unseren Vätern denn lernen?

Im nächsten Satz fragt der Autor: „Aber kann es sein, dass unsere Väter kompetentere Erzieher waren als wir ratgeberüberfütterten Optimierungsjunkies?“ Ich bin vielleicht etwas begriffsstutzig aber nach dem Lesen des Artikels auf Spiegel Online habe ich mich gefragt, was wir modernen Väter denn jetzt von unseren eigenen Vätern lernen können bzw. warum die Väter vor dreizig, vierzig Jahren kompetentere Erzieher gewesen sein sollen? Das selbstverständliche Mitandern bzw. Nebeneinanderher? Ja, dadurch gäbe es mehr Lücken bzw. Freiraum für die Kinder, das stimmt. Oder dass, ich mache alles aus dem Bauch heraus und brauche keine Fachbücher? Kann klappen, wenn der Bauch ein gutes Gespür hat. Oder die alte Familienstruktur Vater geht arbeiten und Mutter kümmert sich um die Kinder? Sorry aber das ist nicht meine Vorstellung von Vater sein.

Ich selbst zähle mich auch zu den „modernen“ Vätern (bevorzuge allerdings den Begriff aktiver Vater). Herr Schumacher behauptet wir modernen Väter wüssten nur wolkig, was wir sein wollen. Ob er in seinem Artikel von sich auf andere schließt? Dann kann ich ihm nur einen Tipp geben: Sprechen Sie mit andere Vätern und fragen Sie was aktive Papas mit ihren Kindern machen und wie sie gemeinsam mit ihren Partnerinnen die Familie managen. Reden hilft! Das ist nämlich dass, was Mütter meist perfekt können. Geburtsvorbereitungskurs, Pekipgruppe, Elternstammtisch, etc. überall vernetzen sich Mütter miteinander und tauschen sich aus.

Die Krux mit der modernen Vaterrolle

Was die Fähigkeit zur Vernetzung angeht, da können wir Väter uns von den Müttern noch so einiges abgucken. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum viele Männer schwimmen, wenn es um ihre Rolle als Vater geht. Das sehe ich genauso wie Herrn Schumacher. Viele Papas haben ihr Bild vom Vatersein noch nicht gefunden und halten daher an dem alten Rollenbild vom Vater als Ernährer fest. Aber nicht weil sie so tolle Väter hatten die heute als gute Vorbilder dienen. Vielmehr sind sie unsicher, weil ihre eigenen Väter abwesend waren. Mama und Kinder waren so eingespielt dass Papa selbst am Wochenende kein Bein auf den Familienboden bekam und sich lieber in das stürzte, was er gut konnte: Malochen. Ob samstags im Betrieb auf Überstundenbasis oder im (Schreber-) Garten. Klar, die Familie war bei der Gartenarbeit mit dabei aber eben nur mit dabei. Intensives miteinander Spielen und emotionale Bindung sah und sieht anders aus.

Moderne Väter wissen, was sie sein wollen

Zurück zu der Behauptung, moderne Väter wüssten nicht, was sie sein wollen. Da muss ich Herrn Schumacher erneut widersprechen. In Münster gibt es die „Papazeit“. Ein Treff für Väter mit ihren Kindern. Dort habe ich im letzten Jahr mit vielen modernen Vätern gesprochen. Und die Papas wissen ziemlich gut, was sie sein wollen.

Auch ich weiß genau, was ich für meine Töchter sein will: Ein Vater der viel Zeit mit ihnen verbringt. Und ja, ich nenne es Qualitytime. Ob auf dem Spielteppich, im Sandkasten, beim mit-Kreide-malen auf der Straße oder auf der Spielplatzwippe. Ich bin dabei. Ich gebe meiner jüngsten Tochter ihren Brei und passe parallel auf, dass die Große sich nicht zu viel Butter auf ihr Toastbrot schmiert. Ich wechsele die Windeln bei Lila, wenn sie voll ist. Ich bin ein super Tröster und Schmerzenwegpuster, wenn eine meiner Töchter sich verletzt hat. Wenn die Große zum wiederholten Mal Lila haut oder die Kleine dem Tiger an den Haaren zieht werde ich laut und unterbinde es. Ich räume abends gemeinsam mit meinen Kindern das Kinderzimmer auf, bevor ich eine oder beide Mädchen ins Bett bringe.

Was ich nicht sein will: ein Helikoptervater, der ständig jede Bewegung seiner Kinder nach Risiken und Gefahren abcheckt. Und nein, ich muss nicht zu jedem Entwicklungsmonat ein Fachbuch lesen. Okay, ich bin Sozialpädagoge, daher zählt das Argument vermutlich nicht 😉

Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?

Und zur Frage, wie ich als moderner Vater das alles bezahle, so ganz ohne Start-up: Meine Frau arbeitet Vollzeit, ich Teilzeit. Wir fahren ein altes Auto, machen keine teuren Fernreisen. Wir leisten uns so einiges aber eben nicht alles. Und ich habe keine Hobbys mehr. Ne, Quatsch! Aber die Hobbyzeit habe ich deutlich runtergefahren. Keine 20 Stunden mehr in der Woche in Laufschuhen, auf dem Rennrad oder im Wasser. Die Zeit gehört jetzt meiner Familie. Und die Kneipen- und Kinobesuche sind auch deutlich zurückgegangen. Spart auch noch einmal den ein oder anderen Euro 😉

Ach ja, wir fahren übrigens heute noch die Kurzstrecken bis 15 Kilometer mit dem Rad. Bei Wind und Wetter. Nur aus der Dreigang-Schaltung ist inzwischen eine 27-Gang-Kettenschaltung geworden.

Versuch einer Mittagspause

Heute ist Sonntag, Lila liegt in ihrem Bett und schläft tief und fest. Meine Frau hat eine dicke Erkältung und ist gerade auch ins Bett gegangen. Der Tiger hat die Idee, dass wir auch eine Mittagspause machen könnten. Super Idee! Da bin ich sofort dabei. Zusammen legen wir uns mit einer Decke auf das Sofa. Das Einruckeln vom Tiger dauert gefühlt fünf Minuten. Dann scheint sie ihre Idealposition gefunden zu haben. Ich mache meine Augen zu und versuche zu schlafen.

„Papa, möchtest du Musik hören?“ „Nein, ich will ja schlafen.“ „Aber ich kann ohne Musik nicht schlafen.“ „Dann mach dir eine CD an. Aber bitte leise.“ „Okay, Papa.“ Der Tiger steht auf und legt „Die kleine Raupe Nimmersatt“ in den Player und kommt zurück zu mir. Für kurze Zeit ist Ruhe.

„Papa?“ „Ich schlafe!“ „Aber Papa, deine Füße sind nicht zugedeckt! Soll ich sie dir zudecken?“ „Nein, alles gut.“ „Ich decke sie dir lieber zu, nicht dass sie frieren.“ Sie steht auf und dreht die Decke so lange, bis meine Füße unter der Decke sind. Dann legt sie sich wieder hin.

Der Sekundenzeiger ist erst ein paar Sekunden weitergezogen da kommt die nächste Frage: „Papa, ist es dir zu laut?“ „Nein, ist okay so!“ „Aber mir ist es zu laut. Ich mache es leise, okay?“ Wofür das okay steht scheint sie nicht zu wissen, jedenfalls wartet sie meine Antwort nicht ab und ist schon auf dem Weg zum Player. Sie dreht an der Lautstärke, kommt zurück und macht die Augen zu.

Zack, Augen sind wieder auf. „Papa, noch ein bißchen leiser?“ „Nein, alles gut. Bleib doch einfach hier liegen, ich möchte schlafen.“ „Ich mache es aber lieber leiser.“ Der Tiger steht auf und verändert die Lautstärke minimal, bevor sie sich wieder zu mir auf das Sofa legt. „Oh, jetzt ist es aber zu leise.“ Mein „Nein, lass es einfach“ interessiert sie nicht, vielmehr steht sie wieder auf und macht sich wieder am Lautstärkeregler zu schaffen. Einen Unterschied kann ich nicht hören. Egal, sie kommt zurück und kuschelt sich bei mir an. In dem Moment geht die Geschichte zu Ende. „Papa, ich will die Geschichte noch einmal hören.“ Und schon steht sie wieder am CD-Player und startet die CD neu. Mit einem Sprung liegt sie wieder neben mir.

Zwei Minuten später: „Papa, ich muss Pipi!“  „Wirklich? Dann geh bitte schnell zum Klo.“ Kurze Zeit später ist sie wieder da. „Papa, ich musste gar nicht.“ „Gut, dann können wir ja JETZT endlich schlafen.“ Sie legt sich wieder neben mich, deckt sich zu und macht die Augen zu.

10 Sekunden später sind die Augen wieder auf! „Papa, ich lag da zu erst.“ Ich soll mit ihr den Platz tauschen. „Nein, ich lag hier doch schon die ganze Zeit.“ „Ich kann hier aber nicht schlafen!“ Also tauschen wir die Plätze, in der Hoffnung dass sie dann endlich schlafen kann, decken uns wieder zu und schließen die Augen, also ich jedenfalls!

Gefühlt direkt danach: „Papa, ist dir zu warm? Soll ich die Decke weg machen?“ „Nein, alles gut,  lass uns BITTE einfach ausruhen.“ „Aber mir ist zu warm. Ich kann so nicht schlafen.“ Ich ziehe ihr die Decke weg und drehe mich zur Seite.

Drei Minuten passiert nichts. Dann: „Papa, ich möchte tanzen!“ „Mach was du willst, ich bleibe hier liegen.“ „Aber ich kann nicht alleine tanzen.“ „Das ist mir gerade egal, ich bin MÜDE und will mich ausruhen.“ „Na gut, Papa.“

Ich bin fast eingeschlafen da kommt die nächste Frage: „Papa, möchtest du eine andere CD hören?“ Ich mache so als ob ich schlafe. „Papa? PAPA!!! Ich hole noch ein paar CD´s, okay?“ „Tiger, so kann ich nicht schlafen.“ Ich stehe auf und kümmere mich um die Küche. Nachdem ich alles aufgeräumt habe wundere ich mich, dass es auf dem Sofa so ruhig geworden ist. Ich schaue im Wohnzimmer nach. Der Tiger liegt ohne Decke AUF dem Holzboden und schläft…

Ende, aus, vorbei!

Tick, tack und zack, die Zeit ist um. Sechs Monate Elternzeit. Einfach vorbei. Seit Donnerstag bin ich wieder zurück im Job. So richtig gefreut habe ich mich auf den ersten Tag nach der Elternzeit nicht. Nach der intensiven Zeit mit meinen beiden Töchtern sah ich langsam ein Zeitfenster für mich am Horizont erscheinen, die Eingewöhnung läuft gut und in wenigen Tagen wird neben dem Tiger auch Lila mehrere Stunden am Tag in die Kita gehen. Dann wäre Zeit für mich (gewesen). Okay, nicht besonders viel, weil ja der Haushalt und alles drum herum auch ausreichend Aufmerksamkeit erwartet. Aber das Zeitfenster wäre trotzdem größer gewesen als noch vor ein paar Tagen.

Was könnte ich nach der erfolgreichen Kita-Eingewöhnung von Lila nicht alles tun: ganz in Ruhe und ohne Kind im Jogger laufen, endlich mal wieder ein Buch auf der Terrasse lesen, mich mal mit Freunden auf einen Kaffee in der Stadt treffen, drei Stunden mit dem Rennrad durchs Münsterland düsen, das Projekt Holzterrasse zu Ende bringen, tagsüber einen Blogbeitrag schreiben, … Stattdessen sitze ich – wenn auch mit reduzierter Stundenzahl – wieder im Büro. Das Computerprogramm ist immer noch hundsmiserabel, die Helligkeit im Büro nimmt es locker mit der Abenddämmerung auf und vor dem Bürofenster steht für ein paar Tage ein Schützenfestzelt.

Ich sitze an meinem Schreibtisch, lese Mails der letzten sechs Monate und bin irritiert, warum ich keine Geräusche von Lila höre. Meine Frau hatte mich gewarnt, der Wiedereinstieg in den Job hinterlässt ein komisches Gefühl. Jedenfalls ein paar Tage lang. Nach knapp einer Woche war mein Herzblatt vom System Schule wieder komplett verschluckt.

Bei mir sind es jetzt erst drei Tage zurück im Job. Mein komisches Gefühl kann ich gar nicht so richtig beschreiben. Ich versuche es mal: Trotz genügend Arbeit ist mir langweilig. Zuhause hatte ich in den letzten Monaten ständig spannende Ablenkung, konnte immer wieder neue, kleine Entwicklungsschritte bei Lila entdecken. Und zusätzlich gab es, obwohl nicht bewusst festgelegt, einen festen täglichen Ablaufplan: aufstehen, waschen, anziehen, frühstücken, den Tiger zur Kita bringen, mit Lila spielen, einkaufen, aufräumen, Wäsche, Sport, Kaffee, saugen, Mittag, schlafen, den Tiger abholen, Kinderzimmer, Spielplatz, Fahrradtour, auf Mama warten, Abendessen, Gute-Nachtgeschichte, Kind schlafen legen, aufräumen, Sofa, Bett. Da blieb einfach keine Zeit zum Grübeln und Nachdenken.

Tja und im Job ist halt alles wie immer. Na ja, fast jedenfalls. Also wenig Ablenkung, Spannung und Neues zu entdecken. Daran muss ich mich erst wieder gewöhnen. Vermutlich wird mein Gefühlszustand wieder „normal“, wenn ich die ersten Familiengespräche, Spielkontakte oder Elterngespräche hatte. Also ab morgen 😉

Was, du gibst dein Kind schon in die Kita?

Montag ist ein besonderer Tag. Unsere Tochter Lila kommt mit knapp 14 Monaten in die Kita. Eigentlich ein einfacher Satz, in wenigen Sekunden ausgesprochen. Aber so einfach sind diese neun Wörter und zwei Zahlen dann doch nicht. Jedenfalls nicht, wenn man den Satz außerhalb der eigenen vier Wänden ausspricht.

In unserer Gesellschaft gibt es zwei große Fraktionen. Fraktion A sind die: Oh mein Gott! Vor dem dritten Geburtstag in die Kita? Das geht gar nicht! Eltern (in der Regel sind damit die Mütter gemeint) kümmern sich selbstverständlich bis zum dritten Geburtstag um ihre Kinder. Zu dieser Gruppe gehören Mütter und Väter, die sich in den letzten 50 Jahren genau dafür entschieden haben. Und wenn man sich einmal festgelegt hat, dann muss das auch der richtige Weg sein. Ansonsten müsste man ja das eigenen Handeln überdenken. Nein, lieber nicht. Also alle anderen Entscheidungsmöglichkeiten ablehnen oder negativ bewerten.

In der Fraktion B finden sich überwiegend jüngere Eltern, deren Kinder selbst zu Tagesmüttern/Vätern oder in die Kita gehen bzw. gegangen sind. Sie stehen der Fremdbetreuung positiv(er) gegenüber. So positiv, dass nicht wenige U3-Beführworter*Innen alle Eltern schräg anschauen, die ihre Kinder bis zum dritten Geburtstag zu Hause betreuen. Auch hier: meine Entscheidung ist die Richtige, alle anderen Wege MÜSSEN einfach falsch sein…

Es ist schon erstaunlich wie emotional das Thema Kinderbetreuung U3 in unserer Gesellschaft diskutiert wird. Wir haben entschieden Lila in die Fremdbetreuung zu geben. Wir gehören somit zur Fraktion B. Jetzt werden wir von Eltern der Fraktion A immer wieder gefragt: „Mein Gott ist die noch klein! Seid ihr euch wirklich sicher?“ „Ist es nicht noch VIEL zu früh für die Kita?“ „Dass ihr die einfach so abgeben könnt! Habt ihr euch das gut überlegt?“ „Meint ihr nicht auch, das eure Tochter durch die Kita emotionale Probleme bekommt?“ „Also ich könnte das auf keinen Fall!“ „Müsst ihr wirklich beide wieder arbeiten? Muss das sein?“

Noch missbilligender werden die Blicke wenn wir die Stundenzahl nennen, die wir „gebucht“ haben: „45 Stunden! Oh Gott! Das ist ja mehr als eine ganze Arbeitswoche von uns Erwachsenen.“ „Da kann es doch nur zu emotionalen Störungen kommen.“ „Wollt ihr das WIRKLICH riskieren?“ Dass wir die Stunden gar nicht komplett nutzen werden hat bislang noch niemanden interessiert.

An all diese Angstmacher*Innen und emotionalen Erpresser*Innen: Ja, wir haben es uns gut überlegt. Und ja, es fällt uns nicht leicht die kleine Maus schon in „fremde“ Hände zu geben. Wir haben aber Vertrauen! Vertrauen in die Erzieherinnen der Kita, die unsere Tochter gut im Blick haben werden! Und wir haben Vertrauen in uns, dass wir die kleinen Feinzeichen wahrnehmen, sollte es Lila zu schnell gehen oder ihr die Zeit ohne ihre Schwester und uns Eltern zu lang werden. Pauschale Äußerungen und Bemerkungen kann jeder! Sich aber einmal in Eltern hineinversetzten, die gerade für sich die emotional schwierige Entscheidung getroffen haben, ihr Kind in fremde Hände zu geben, ist dann scheinbar doch nicht ganz so einfach.

Und all den Menschen aus Fraktion A sei gesagt, die ständigen Erklärungsversuche und Rechtfertigungen führen nicht dazu, dass wir unsere Tochter mit einem besseren Gefühl loslassen können. NEIN, ganz im Gegenteil!

Es ist noch lange nicht Weihnachten, ich weiß. Trotzdem: Wofür Eltern sich auch entscheiden – ob sie ihr Kind Zuhause betreuen oder das Kind in eine Fremdbetreuung geht – ich wünsche mir, dass nicht jeder zum Thema U3 (pro oder contra) ungefragt seine persönliche Meinung sagt und – viel schlimmer – mit missionarischem Eifer versucht Andersdenkende von seiner eigenen Sichtweise zu überzeugen. Es ist und bliebt eine Entscheidung von uns, den Eltern unserer Kinder. Eine gute Frage wäre viel mehr: Wie können wir euch unterstützen, damit die getroffene Entscheidung für euch und eure Kinder die Richtige ist?

Klopf, klopf, die Eingewöhnung steht vor der Tür!

Am letzten Dienstag hatte wir Besuch. Zwei Erzieherinnen aus Lilas zukünftiger Kitagruppe wollten Lila und uns Eltern kennenlernen. Was ich eine schöne Idee finde. Es war der erste Termin nur für Lila, rechnet man die Arztbesuche mal raus. Eigentlich ein Termin wie jeder andere, dachte ich jedenfalls. Bis die beiden Kita-Mitarbeiterinnen vor der Haustür standen.

Der Tiger freute sich riesig über den Besuch, waren beide in den ersten zwei Jahren doch auch ihre Erzieherinnen . Und da Lila alles toll findet was ihre große Schwester mag, war das Eis zwischen ihr und den beiden Frauen direkt gebrochen. Das zu sehen und mitzubekommen war für uns Eltern eine große Erleichterung.

Und plötzlich wurde das Gespräch für mich sehr emotional (für mein Herzblatt übrigens auch). Gerade hatten wir noch zugesehen, wie Lila den Erzieherinnen ihr Spielzeug zeigt und uns die Informationen über die Kita angehört, als aus dem Nichts die Frage aller Fragen kam: „Und wann sollen wir mit der Eingewöhnung starten?“

Unter anderem wegen genau dieser Frage sind die beiden Erzieherinnen zu Besuch. Schon klar. Aber irgendwie hatte ich die Fragen dann doch verdrängt oder einfach nicht darüber nachgedacht. Mein Herz und Kopf fing an zu arbeiten. Wörter wie Loslassen – Abschied – Vertrauen – Verantwortung und Neustart tauchten im Gehirn auf.

Mit dem Start in die Fremdbetreuung wird aus dem Baby ein Kleinkind bzw. ein Babykleinkind 😉 Wir Eltern haben vermutlich viel größere Schwierigkeiten mit dem Loslassen als unsere Kinder. Nur gut, dass ich schon einmal die Eingewöhnung mit dem Tiger gemacht habe und sie gut funktioniert hat. Das beruhigt. Unsere Lila wird das schon machen, daran habe ich überhaupt keine Zweifel. Und trotzdem, wir Eltern waren in den letzten 14 Monaten immer ganz nah an Lila dran und haben lückenlos jeden Entwicklungsschritt miterlebt. Davon heißt es jetzt Abschied nehmen. Auch wenn wir eng mit den Erzieherinnen im Austausch stehen, ab jetzt trennen sich für ein paar Stunden unsere Wege. Und nachmittags öffnen wir dann wieder die Tür für unsere gemeinsame Familienzeit.

Die Entscheidung, bis wann bleibt Mama oder Papa beim Kind bzw. mit welchem Alter beginnt die Fremdbetreuung, führt ja nicht selten zu emotional geführten Diskussionen. Letztendlich muss jede Familie für sich entscheiden wann für sie der Moment gekommen ist. Passend wird vermutlich kein Zeitpunkt sein. Für meine Herzdame und mich war immer klar, wir wollen beide relativ schnell wieder arbeiten und für unsere Kinder eine gute Betreuung.

Die Entscheidung, den Tiger mit einem Jahr in die U3-Betreuung zu geben, haben wir damals lange und gut überlegt. Sollte es eine Tagesmutter, eine Elterninitiative oder eine Kita sein? Wir haben uns für eine große Kita mit U3-Bereich entschieden (Wenn man ganz ehrlich ist, so groß ist der Spielraum zumindest in Münster nicht, oft muss das genommen werden, was angeboten wird). Wir hatten Glück und sind bis heute mit unserer Entscheidung sehr zufrieden. Der Tiger ging vom ersten Tag an (nach der Eingewöhnung) gerne in ihre Gruppe. Und das ist bis heute so.

Daher gab es aktuell bei Lila keine großen Diskussionen mehr. Klar, jedes Kind tickt anders und deshalb werden wir genau schauen welche Signale uns Lila sendet. Unser aktueller Plan sieht so aus, dass ich jeden Morgen die Kinder gegen kurz vor neun zur Kita bringe und mein Herzblatt und ich sie abwechselnd nachmittags abholen. Anschließend ist bis zum Abendbrot gemeinsame Spielzeit . Meine Herzdame arbeitet voll, ich habe Stunden reduziert, um in Abwesenheit der Kinder den Haushalt, die Wäsche und den Einkauf zu erledigen.

Für mich heißt es jetzt Abschied nehmen. Abschied von einer wunderschönen Zeit. Fremdbetreuung hat immer etwas mit Vertrauen zu tun. Mein Herzblatt und ich haben Vertrauen. Tschüß Elternzeit, willkommen Kita!