Kategorie: Vatersein

Papa, was machen wir, wenn wir tot sind?

Der Tiger und ich sitzen auf unserer Terrasse, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, wir ruhen uns aus und machen das Fingerspiel „Himpelchen und Pimpelchen“. Die letzten Stunden haben wir im Planschbecken getobt und uns durch den Garten gejagt. Ein richtig schöner Nachmittag.

Dann aus dem Nichts die Frage: „Papa, was machen wir, wenn wir tot sind? Schlafen wir dann den ganzen Tag? Alle zusammen oder jeder alleine? Und wenn man stirbt, macht das der Wind? Oder wie geht das?

Stille! In meinem Kopf schrillt die Alarmanlage: „Habe ich das gerade richtig verstanden? Es ist Mai, den ganzen Tag über Sonne satt, wir hatten eine super Zeit und dann kommt Allerheiligen und Totensonntag in einer Frage zusammen. Verdammter Mist, was sag ich denn jetzt? Herr Jauch, ich nehme den Telefonjoker, den 50/50 und befrage gleichzeitig das Publikum. Herr Jauch? Hallo? Ach ja, ich bin gar nicht im Studio in Köln sondern sitze mit meinem Tiger bei einer Apfelschorle im Garten.

Kinder sollen den Tod als etwas natürliches wahrnehmen, das erzähle ich in meinen Beratungsgesprächen gerne anderen Eltern. Aber wenn einem selbst an einem sonnigen Tag die Frage plötzlich vor die Füße fällt, dann ist es gar nicht so einfach den Tod als etwas ganz natürliches darzustellen. Der Tod gehört an so schönen Tagen (jedenfalls bei mir) nicht unbedingt zum Leben dazu.

Ich entscheide mich Zeit zu gewinnen. Das geht am besten mit einer Gegenfrage: „Möchtest du das wissen, weil die Emma gestorben ist?“ Emma, die Hündin von unserem Nachbarn, war zwei Tage vorher eingeschläfert worden. „Ja, und weil die Oma von Lena gestorben ist und Onkel Peter.“

„Ja“, sag ich, „die sind gestorben und werden uns nie mehr besuchen. Sie sind jetzt im Himmel. Beim lieben Gott. Dort geht es ihnen gut. Wenn wir irgendwann mal sterben kommen wir auch in den Himmel.“ Natürlich kommt vom Tiger direkt die Frage: „Und wann sterben wir?“ „Ich hoffe das dauert noch ganz, ganz lange. Die meisten Menschen sterben erst wenn sie ganz alt und krank sind.“ Jetzt muss ich aber aufpassen, was ich sage. Krank sind wir alle mal und der eine Opa ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Nicht dass der Tiger immer Angst bekommt, wenn jemand aus der Familie oder Freundeskreis krank wird oder Opa mal einen längeren Mittagsschlaf macht. „Der Opa ist zwar schon älter aber er ist fit und gesund. Und wenn wir mal krank werden ist das überhaupt nicht schlimm. Jeder wird mal krank. Sterben muss man nur bei ganz schlimmen Krankheiten.“

Ich merke, für´s Erste hat meine Tochter keine Fragen mehr. Sie holt ihr Schwarzer-Peter-Spiel und wir spielen eine Runde. Zum Abendessen hat sie dann aber doch noch eine Frage: „Papa, wie sieht der Himmel aus?“ „Tja, das kann ich dir leider nicht sagen. Das weiß ich nicht. Eigentlich weiß das niemand. Wir kommen ja erst in den Himmel wenn wir tot sind. Und wer tot ist kann ja nicht mehr reden.“

Ich warte ob der Tiger noch weitere Fragen hat. Es kommen aber keine mehr. Stattdessen nimmt meine Tochter wieder Himpelchen und Pimpelchen in die Hand, dreht sie auf den Kopf und sagt: „Die sind jetzt auch gestorben.“ Okay, da muss ich doch noch einmal den Klugscheißer raushängen lassen: „Weißt du, sterben können nur Lebewesen, also Menschen, Tiere und Pflanzen. Himpelchen und Pimpelchen können höchstens kaputt gehen.“

LIEBSTER AWARD – DETAILS ÜBER MICH

Ganz ehrlich, bis vor zwei Tagen war meine Bloggerwelt noch in Ordnung 😉 Da wusste ich noch nicht dass es den #Liebster Award (eine Art Blogger-Kettenbrief) überhaupt gibt (typisch Mann, bekommt immer alles als Letzter mit). Jetzt kenne ich ihn, weil die liebe Chaos & Queen mich nominiert hat. Wir haben uns vor zwei Wochen auf der Blogfamilia kennengelernt. Sehr sympathische Frau. Wir hatten beide noch kein Wasserzeichen in unseren Bildern 😉 Sie hat sich schöne Fragen überlegt, die ich bei dem tollen Wetter hier in Münster gerne beantworte:

1.) Welche Eigenschaft an Dir findest Du richtig toll?

Klar, die schwerste Frage gleich zu Beginn. In Umfragen werden solche Fragen schön versteckt irgendwo mittendrin gestellt 😉 Meine Fähigkeit mich für Personen und Dinge zu begeistern finde ich an mir richtig toll. Mit dem Nachteil, dass ich in meinem Umfeld dann tage- bis wochenlang von nichts anderem mehr rede. Aktuell begeistere ich mich für meine beiden Töchter, meinen Papablog, Väterthemen generell, Instagram und Fotografieren. Habe ich noch etwas vergessen, Schatz? 😉

2.) Was hingegen würdest Du gerne ändern?

Das ist schwierig zu beschreiben. Ich bin nach außen hin sehr lange ruhig, auch wenn ich mich innerlich schon ziemlich ärgere oder genervt bin. Und dann platze ich irgendwann. Leider für mein Gegenüber völlig irritierend, da die Signale zwischen alles ist gut und ich bin total genervt nicht vorhanden waren. Und genau das würde ich gerne ändern, mehr Zwischensignale bitte.

3.) In welches Land möchtest Du unbedingt mal reisen?

Da gibt es viele Länder. Kanada gehört definitiv dazu. Diese Weite und Ruhe. Drei Wochen Wandern in den Wäldern, das wäre super.

4.) Hast Du einen großen Traum?

Ja, ich will irgendwann in meinem Leben das Basislager vom Everest besuchen. Auch wenn es inzwischen eine ziemliche Müllhalde ist.

5.) Was war das Verrückteste, das Du je gemacht hast?

Als Zivi (zu der Zeit war Jugoslawien gerade auseinander gebrochen) habe ich drei Wochen in einem Flüchtlingslager in der Nähe von Split in Kroatien gearbeitet. Wir hatten einen Tag frei und gemeinsam mit einem Bekannten bin ich zum 100km entfernten Wallfahrtsort Medjugorje gefahren. Dort ist Maria angeblich mehreren Kindern erschienen. In dem Ort angekommen sind wir bei 30 Grad den Berg raufgestiefelt, auf dem die Erscheinungen begonnen haben sollen. Oben angekommen haben wir uns umgeschaut, gewartet ob was passiert und als wir nach fünfzehn Minuten nichts gemerkt haben, sind wir wieder in den Ort zurückgegangen.

6.) Bist Du ein Warmduscher?

Also ganz kalt geht nur nach der Sauna 😉 Aber nein, ich liebe die Kälte. Es war schon ein ganz hartes Stück Arbeit, mein Herzblatt an 19 Grad Raumtemperatur zu gewöhnen 😉 Das gelingt mit mit meinen Mädels schon leichter 😉

7.) Wann hast Du das letzte Mal so richtig gefeiert?

Eigentlich sollte es diese Jahr der 1. Mai werden. Leider hat unsere Lieblingsdisco keinen Tanz in den Mai angeboten. Wir sind dann rumgezogen, richtig glücklich sind wir mit dem Angebot in Münster aber nicht gewesen. Und die letzte richtige Party mit Tanz, Alkohol und erst um vier ins Bett liegt tatsächlich schon fast zwei Jahr zurück 🙁

8.) Erzähl mal eine Jugendsünde!

In meiner Jugend, also so mit 14 bis 16 Jahren, war ich ein begeisterter Seitenscheitelträger (hätte perfekt zur Jungen Union gepasst) und mit 15 Jahren wollte ich unbedingt zur Bundeswehr.

9.) Magst Du lieber schwarz/weiss oder bunt?

Wenn es um Bilder geht, bin ich nicht so ganz festgelegt. Schwarz/weiss hat schon was. Einrichtungstechnisch würde ich mich und mein Herzblatt als grau/weiss bezeichnen. Klamottentechnisch werde ich langsam bunter, habe lange nur schwarz getragen.

10.) Fandest Du die Fragen doof? 🙂

Nö! 🙂 Und wie du an den Antworten sehen kannst, ich bin Pädagoge und kann mich einfach nicht kurz fassen. Womit wir wieder bei Frage zwei angelangt wären 😉

So, zum Schluss darf ich noch andere Blogger nominieren. Was ich hiermit sehr gerne mache. In der Hoffnung, dass sie sich freuen und mich nicht hassen werden, nominiere ich Heiner von Vaterwelten, Oliver von Papawickelt Susanne von Halloliebewolke und Christopher von Christopherfelix. Hier meine 10 Fragen an euch:

1. Gab es schon einmal eine Situation, in der du dein Kind verschenken wolltest?

2. Wofür entscheidest du dich: Einen Nachmittag mit Kind auf einem Kindergeburtstag oder Wohnungsgroßputz inklusive Wäsche.

3. Wenn Zeit, Energie und Geld keine Rolle spielen würden, wieviele Kinder hättest du dann?

4. Dein Kind möchte vorgelesen bekommen, welches Bilderbuch wählst du aus?

5. Stadt oder Land? Wo möchtest du leben?

6. Wenn du die ganze Nacht kein Auge zumachen konntest, womit hält du dich wach?

7. Lieblingsort mit Kind und Kegel?

8. Was ist dein Lieblingsseite bzw. Lieblingsblog im Internet?

9. Wenn deine Stimmung mal richtig mies ist, welche Musik macht dich wieder glücklich?

10. Gibt es in deiner Familien / deinem Freundeskreis Personen die kein Verständnis für dein bloggen haben?

Wenn der Mut abends eine Pause macht

Es war früh am Morgen. Wir lagen alle noch gemeinsam im Bett. Der Tiger öffnete langsam ihre Augen. Aus dem Nichts dann die Idee: „Mama, Papa, ich will heute bei Antonia schlafen.“ „Ups, sehr mutig,“ dachte ich. Der Mut wurde aber über den Tag nicht kleiner. Vielmehr erzählte sie allen Menschen, die sie traf, dass sie abends bei ihrer Freundin übernachten möchte.

Gemeinsam mit meinem Herzblatt packte der Tiger um fünf Uhr ihren Rucksack. Vor Freude hüpfte sie die ganze Zeit herum. Ein letztes Winken und meine große Liebe brachte unseren Tiger zu ihrer Freundin. War alles kein Problem! Sie stand an der Haustür, lachte, winkte, rief: „Tschüss Mama“ und war nicht mehr gesehen.

Kurz vor neun klingelte das Telefon. Der Tiger wollte nach Hause. Ein kurzer Blick zwischen uns Eltern, ein gegenseitiges Nicken und zwei Minuten später saß ich im Auto. Gott sei Dank wohnt die Familie in der Nähe. Bei Antonia angekommen begrüßte mich ein trauriger Tiger. Ich nahm sie auf den Arm. „Papa, ich will nach Hause.“ Ein paar Tränen liefen. Wir verabschiedeten uns von Antonia und ihrer Mutter und fuhren zurück.

Mein ansonsten redseliger Tiger war ganz still und schaute auf den Boden. Mein Herz wurde schwer. Sie hatte sich so viel vorgenommen. So gerne wollte sie, wie ihre Heldin Conny, bei ihrer Freundin übernachten. Und jetzt, spät am Abend, hatte ihr Mut sie einfach im Stich gelassen. „Ich will nie mehr wo anders schlafen, nur noch bei euch!“ kam es aus ihr heraus. Puh, was sollte ich antworten? „Weißt du, ich bin mega stolz auf dich“, sagte ich, „du bist so mutig! Dir mal einfach so zu überlegen bei deiner Antonia zu schlafen. Du hast es versucht! Das finde ich toll. In jedem Haus hört man komische Geräusche und auch das Kinderzimmer sieht ja im Dunkeln anders aus. Und jetzt ist es schon ganz spät, so lange bist du noch nie bei Antonia geblieben. Super! Und wenn du mal wieder Lust hast bei Antonia zu übernachten, gerne! Ich habe dich ganz doll lieb!“

„Ich dich auch, Papa! Da waren wirklich ganz viele Geräusche. Und ein gefährlicher Tiger.“ „Oh ein gefährlicher Tiger? Wusste die Mama von Antonia denn was sie machen muss?“ „Nein Papa, das hättest du ihr sagen müssen!“ „Mist, das mache ich beim nächsten Mal. Versprochen!“ In diesem Moment fuhren wir auf unsere Einfahrt. Der Mut kam zurück. „Papa, ich möchte nochmal bei Antonia schlafen. Aber viel später!“ Ich nickte und öffnete die Haustür. Eine Viertelstunde später war der Tiger in ihrem Bett eingeschlafen.

Fünf gute Gründe für Papa-Elternzeit

Elternzeit öffnet Türen. Eine Blogparade.

Seit vier Monaten bin ich nun in meiner zweiten Elternzeit. Immer wieder werde ich gefragt ob ich meine Arbeit vermisse (ich würde wirklich gerne mal wissen, ob Mütter die Frage auch so oft gestellt bekommen). Ja, ich vermisse die Arbeit. Hauptsächlich aber aus zwei Gründen: a. hat die Arbeit immer meinen Tag strukturiert und b. vermisse ich den Kontakt zu meinen KollegInnen.

Ansonsten ist die Elternzeit der Hammer (kleine Randbemerkung: mit Ausnahme der Wäscheberge, die habe ich bis heute nicht bändigen können). Ich kann aus tiefster Überzeug nur jedem Vater raten, nehmt Elternzeit (wenn es finanziell und beruflich möglich ist)! Und nehmt ruhig auch mal mehr als die sogenannten zwei Vätermonate, die gibt es nämlich gar nicht 😉

Um zu zeigen, wie besonders Elternzeit für Väter sein kann, starte ich heute die Blogparade „Fünf gute Gründe für Papa-Elternzeit“. Vaterwelten, Stadtpapa, Papawickelt und via Instagram @papamaglila, ich bin auf eure guten Gründe gespannt.

Hier sind meine fünf guten Gründe:

1. Elternzeit öffnet für Kinder und Papa Türen:  Zwischen uns ist ein dickes Band der Liebe, der Bindung, des Vertrauens und der Geborgenheit entstanden. Dank Elternzeit bin ich nicht der Papa, der abends von der Arbeit nach Hause kommt und auch irgendwie mit zur Familie gehört. Nein, ich bin morgens, mittags, abends, nachts und zwischendurch für meine Kinder da. Ich bekomme mit, ob ein neuer Zahn im Anmarsch ist, welches neue Puzzle die Große kann, bin der super Tröster und Schmerzenwegpuster, wenn sich die Jüngste den Kopf gestoßen hat, ich war live dabei, als der Tiger seine ersten Schritte gegangen ist und bekomme ein Glücksgefühl, wenn ich morgens ins Zimmer von Lila komme, ein lautes Juchzen höre, kleine Arme sich in meine Richtung strecken und Lila sich ganz eng an meinen Hals kuschelt.

2. Elternzeit ist nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen: Dank der Elternzeit bekomme ich neben den glücklichen und schönen Momenten auch die anstrengenden und nervenaufreibenden Seiten der Kinderversorgung und Erziehung mit. Eben mal Frühstücken ist halt manchmal gar nicht möglich. Da kippt das Milchglas um, dort findet sich Marmelade vom Butterbrot plötzlich in den Kinderhaaren wieder. Nicht zu vergessen die ständige Habtachtstellung, wenn meine Jüngste sich an allem hochzieht was höher als 30 cm ist. Oder wenn sie mitten am Tag plötzlich über 40 Grad Fieber bekommt und ich total hilflos daneben stehe. Anstrengend wird es auch auf dem Spielplatz, wenn meine Große ein kleines Mädchen von der Schaukel schubst. Das widerspricht meinen eigenen Werten. Da bin ich als Papa gefragt und muss Grenzen setzen bzw. Konsequenzen aussprechen.

3. Womit ich zu Punkt 3 komme, die Stärkung meines Papa-Selbstvertrauen: In den Monaten habe ich gelernt, bezüglich Kindererziehung und -versorgung kann ich alles, nur nicht stillen (und Zöpfe flechten klappt noch gar nicht). In vielen Erziehungsfragen und Einstellungen sind meine Frau und ich einer Meinung, in einigen aber auch nicht. Aber das ist gar nicht schlimm, denn es klappt trotzdem.

4. Papa-Elternzeit ist für uns Eltern ein Gewinn: Was ich damit meine? Als ich in den ersten Monaten nach der Geburt von der Arbeit nach Hause kam, war ich oft müde und kaputt und wollte meine Ruhe haben. Nicht so meine Frau und meine Kinder. Die hatten „nur“ auf mich gewartet und wollten direkt mit mir spielen bzw. dass ich die Kinder übernehme. Heute ist es genau umkehrt. Ich schaue nachmittags auf die Uhr und denke, wann kommt sie denn endlich nach Hause. Und meine Frau schließt mit dem Gefühl, erst einmal eine Pause zu brauchen, die Haustür auf. Verdrehte Welten! Dank der Elternzeit habe ich jetzt Verständnis für die Situation meiner Partnerin und sie kann sich in meine hineinversetzen.

5. Runter mit dem Papaspeck: Dank der Elternzeit gibt es neben dem ganzen Wickeln, Spielen und Aufräumen genügend Zeitfenster um meinen Co-Schwangerschaftsbauch abzutrainieren. Seitdem meine Jüngste sitzen kann gehen wir gemeinsam Laufen. Also ich laufe, Lila sitzt im Jogger 😉 Und wenn sie mittags schläft, trete ich auf der Fahrradrolle meine Pfunde runter.

Mittwochs ist PAPAZEIT

Es ist Mittwoch, 8.45h in Münster. Die Wickeltasche und etwas Proviant sind im Fahrradanhänger verstaut. Ich mache mich mit meinen beiden Mädels auf den Weg. Erst bringe ich den Tiger in die Kita und düse dann mit Lila weiter in die Westfalenstraße 197 nach Münster-Hiltrup. Dort beginnt um 9.30h die PAPAZEIT. Ein Treff für Väter mit Kindern unter drei Jahren.

Seit Juli 2016 gibt es die PAPAZEIT. Es ist eine Kooperation der Caritas-Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche und den Frühen Hilfen in Hiltrup. Drei männliche Pädagogen bauen im Wechsel eine Spiellandschaft auf, sorgen für reibungslosen Kaffeenachschub und stehen den Papas zu allen Themen Rund um Erziehung und Beziehung als Ansprechpersonen zur Verfügung. Der Schwerpunkt liegt auf dem Austausch unter den Vätern und nicht auf der Förderung der Kinder. Deshalb gibt es auch kein Anfangs- und kein Abschlusslied oder sonstiges Rahmenprogramm.

9.35h schließe ich das Fahrrad ab und rolle mit dem Anhänger durch die Beratungsstelle. Die PAPAZEIT findet in einer kleinen Turnhalle statt. Es ist ein offener Treff ohne fester Anfangszeit. Dennoch, als ich um 9.40h mit Lila in die Turnhalle komme, sind schon vier bis sechs Väter da. Es riecht nach Kaffee und die Atmosphäre ist locker. Ein Hallo in die Runde genügt. Einige Väter sitzen schon auf den Barhockern am Tisch und trinken Kaffee und ihre Kinder spielen bereits im Bällebad.

Andere sitzen neben ihren Kindern auf den Matten und spielen. Ich stelle die Wickeltasche ab, ziehe meiner Tochter die Jacke aus und setze mich zu ihnen. Lila ist aktuell total fasziniert vom Bällebad. Allerdings ist sie gerade nicht die Einzige. Also lenke ich ihr Interesse auf ein Nachziehhubschrauber und besorge mir dann erst einmal einen Kaffee.

 

Wer behauptet, Männer können nicht reden, sollte mal zur Papazeit kommen. Die ganze Zeit wird geredet und gelacht. Und wir tauschen uns nicht nur über Erziehungsfragen aus, sondern auch über Fußball, Urlaub, Kitaplätze, eigene Vorstellungen vom Vatersein, gute Spielplätze, kindgerechte Läden und Lokale und und und.

Nicht nur mit gefällt die PAPAZEIT. Marco, Vater von einem 1,5-jährigen Sohn und einer 7-jährigen Tochter: „Mir gefällt die lockere und ungezwungene Atmosphäre. Insbesondere, dass kein Programm stattfindet mit Animation wie z.B. Singen oder Klatschen.“ Andreas, Vater von einem bald 1-jährigen Sohn: „Vor allem gehe ich dort gerne hin, weil es eine entspannte Runde mit netten Vätern ist. Und wenn man was wissen will, wie es bei anderen läuft, berichtet jeder gerne, ohne Überzeugungsarbeit leisten zu wollen.“ Das geht mir selbst genauso: es gibt keine Konkurrenz untereinander, welches Kind schon welche wahnsinnigen Entwicklungsschritte gemacht hat. Es fällt kein Satz wie: „WAAAAAS, dein Sohn kann mit seinen sechs Monaten noch nicht sitzen? Also mein Friedrich hat das schon mit vier Monaten gekonnt!“ Vielmehr freuen sich alle, wenn ein Kind wackelig stehen kann oder sich robbend vorwärtsbewegt. Es ist ein super Miteinander!

Um kurz vor elf schaue ich auf die Uhr. Mist, schon wieder so spät! Um 11h endet die PAPAZEIT. Ich könnte jetzt aber gut auch noch eine Stunde länger hier sitzen und quatschen. Wie jeden Mittwoch sind die 1,5 Stunden super schnell verflogen. Also zusammenpacken, Kind anziehen und ab nach Hause. Und was ich schon immer loswerden wollte: Männer, mir macht die PAPAZEIT mit euch richtig Spaß! Vielen Dank dafür!

Ein Loblied auf Oma und Opa

>>Wann kommt Opa Horst mal wieder zu mir? Fahren wir heute zu Oma Hagen? Ich will mit Opa Georg am iPad telefonieren! Kann ich mal wieder mit Oma Hildis zum Ellimarkt!<<

Der Tiger liebt ihre Omas und Opas. Seid gestern ist sie bei Oma und Opa Hagen zu Besuch, letzte Woche hat sie noch mit Oma und Opa Schloß Holte Eier gesucht. Und Lila fängt laut an zu juchzen, wenn das Auto von den Großeltern auf den Hof fährt. Die Freude ist ihr ins Gesicht geschrieben. Eigentlich fremdelt sie gerade. Aber nicht bei ihren Omas und Opas. Da gehen die Arme nach oben, ihr Zeichen für „Nimm mich auf den Arm“.

Für unsere Kinder sind die Großeltern enorm wichtig. Sie gehören quasi mit zur Kernfamilie. Dabei wohnen sie jeweils um die 100km von uns entfernt. Aber dank Facetime sitzen sie fast jedes Wochenende mit am Frühstückstisch oder sagen in der Woche abends gute Nacht. Das Internet führt zusammen! Es ist schön zu sehen, wie selbstverständlich die Große ihr neues Bild in die Kamera hält oder das Tablet mit auf den Spielteppich nimmt. Oma und Opa hören zu, stellen Fragen und sind begeistert von dem, was sie erzählt und tut.

Wenn die Großeltern da sind wird gespielt und vorgelesen. Dem Tiger ist völlig bewusst, wenn ihre Oma und Opa aus Hagen oder Schloß Holte da sind, dann hat sie eine Spieleflatrate. Exklusive Zeit und ganz viel Ruhe, zwei Dinge, die wir Eltern leider nicht immer haben.

Und für uns Eltern sind die Großeltern unserer Kinder immer da! Wenn wir sie rufen kommen sie! Eigene Termine werden verschoben oder abgesagt. Bei Wind und Wetter machen sie sich auf den Weg. Mal kommen sie nur für zwei Stunden aber auch mal für zwei Tage. Finden sie einen schönen Pullover beim Shoppen wird kurz nach der Größe gefragt und das gute Stück ist gekauft. Haben wir keine Gummibärchen mehr im Haus, auf die Omas und ihre Handtaschen ist absolut Verlass.

Und dann – großes Glück – sind die Großeltern auch noch gesund und mobil! Opa Hagen darf noch ein halbes Jahr arbeiten, Opa Horst und die beiden Omas müssen sich hingegen um Arbeitszeiten keinen Kopf mehr machen. Sie sind zeitlich super flexibel. Erst kürzlich, als beide Kinder krank waren, hat ein Anruf genügt und der Wagen in Richtung Münster wurde gestartet.

Meiner großen Liebe und mir ist diese tolle Unterstützung sehr bewusst. Klar, wir haben zwei besondere Zugpferde im Stall, die beiden Enkelkinder. Dennoch, die Hilfe ist nicht selbstverständlich. Leider vergesse ich mich im Alltag dafür zu bedanken! Deshalb heute via Blogpost: vielen Dank für euren tollen Support, liebe Oma und Opa Hagen und liebe Oma und Opa Schloß Holte! Ihr seid großartig! Es ist schön zu wissen, dass es dem Tiger und der Lila bei euch immer gut geht und sie sich immer auf euch freuen!

NEIN LASS MICH – der Nachtschreck

NEIN! FASS MICH NICHT AN!!!!!! NEIN! LASS MICH!!! Regelmäßig schreckt der Tiger nachts aus dem Schlaf auf und schreit minutenlang! Wenn ich dann zu ihr ins Zimmer komme sitzt sie in der hintersten Ecke ihres Bettes, die Augen sind auf und man könnte denken sie ist wach. Sobald ich sie aber auf den Arm nehme möchte wird das Schreien noch lauter und sie schlägt wild um sich. Ich kann dann sagen was ich will, sie erkennt mich nicht!

Beim ersten Mal war ich völlig perplex. So einen Verhalten hatte ich beim Tiger noch nie erlebt. Ich selbst war ja gerade erst aus dem Schlaf hochgeschreckt und mit der Annahme, mein Kind nur kurz trösten zu müssen, in ihr Kinderzimmer gelaufen. Aber was mich da in ihrem Zimmer erwartete, darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet. Schreien, Kreischen und Wild-um-sich-schlagen! Sie hatte große Angst; minutenlang. Ich brauchte etwas bevor ich realisierte, dass meine Tochter gar nicht wach war. Aber, was hatte sie? Vermutlich einen Nachtschreck. Spielte aber auch keine Rolle. Ich wollte ihr helfen und konnte es nicht. Egal was ich versuchte, ich kam einfach nicht an sie heran.

Mein erster Impuls war meinen Tiger zu wecken und sie so aus ihrer schrecklichen Lage zu holen. Ganz leise und ruhig habe ich sie angesprochen. Aber anstatt aufzuwachen wurde sie nur noch lauter und verkroch sie noch tiefer in ihre Ecke im Bett. Ich wollte sie auf den Arm nehmen und festhalten, damit sie sich wieder beruhigt. Völlig falsche Entscheidung. So laut habe ich meine Tochter noch nie schreien hören. Reflexartig ließ ich sie los und ging zwei Schritte nach hinten. So war zwischen uns wieder etwas Abstand.

Da stand ich nun, mitten im dunklem Kinderzimmer, nur das Notlicht leuchtete. Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zu Stunden. Um mich und meinen Tiger zu beruhigen setzte ich mich neben dem Bett auf einen Stuhl. Ich wartete ab, bis mein Tiger mit dem Weinen und Schreien aufhörte. Ganz ehrlich, das war super schwer auszuhalten.

Gefühlt waren es Stunden, in der Realität habe ich 20 Minuten auf dem Stuhl gewartet. Plötzlich aus dem Nichts hörte ich ein „Aua!“ von meiner Tochter. Schnell antwortete ich: „Hast du dich verletzt? Möchtest du zu mir auf den Arm kommen?“ Da war der Nachtschreck-Bann gebrochen und keine zwei Sekunden später lag der Tiger in meinen Armen. Weitere 60 Sekunden später war sie wieder eingeschlafen. Mir allerdings war dann erstmal nicht nach Schlafen zumute. Vielmehr musste ich verdauen, was da gerade alles passiert war.

Meine Tochter konnte sich am nächsten Morgen übrigens an nichts mehr erinnern, was mich extrem beruhigte. Somit hatte sie auch keine Erinnerungen an das Gefühl der Angst und der Orientierungslosigkeit während des Nachtschrecks.

Aber warum zum Henker hat meine Tochter diesen Nachtschreck überhaupt? Was genau ihn verursacht, ist bis heute überhaupt noch nicht geklärt. Laut Literatur kommt der Nachtschreck eher bei Kindern vor, die vor dem Einschlafen noch ziemlich aktiv waren. Helfen kann da eine Ruhephase vor dem Schlafengehen. Blöd nur, wenn – wie bei meiner Tochter- das Kind auf die Ruhephase pfeift und bis zur letzten Sekunde aktiv ist.

Und was ist der Nachtschreck überhaupt? Der Nachtschreck ist eine Störung des Schlafs und tritt in der Regel während der ersten Non-REM-Schlafphase (in den ersten Stunden nach dem Einschlafen) auf. Das Kind erkennt weder Mama, Papa noch die eigentlich vertraute Umgebung. Die Experten sind sich alle einig: bloß das Kind nicht versuchen zu wecken. Das klappt nicht, führt meistens nur zu einer Eskalation, so wie bei mir. Wir Eltern können während des Nachtschrecks nur eine Sache für unsere Kinder tun: aufpassen, dass sie sich nicht verletzten oder aus dem Bett fallen (mein Tiger schläft in einem Hochbett).

Woran merke ich, dass es ein Nachtschreck und kein Alptraum ist? In der akuten Situation meistens gar nicht. Eigentlich erst am nächsten Morgen. Bin nur ich fix und fertig, dann war es ein Nachtschreck. Ist der Tiger durcheinander und kann sogar von dem Traum berichten, dann war es ziemlich sicher ein Alptraum.

Was die Politik für Eltern tun sollte!

SIEBEN IST DIE NEUE NEUNZEHN!

Uns Eltern wird gerne ein schlechtes Gewissen eingeredet. So meint beispielsweise Frau Lottritz in der Süddeutschen Zeitung: „Wer als Familie in der Elternzeit von Mama und Papa länger in den Urlaub fährt ist unverschämt, denn er macht Urlaub auf Staatskosten“

Die Wahrheit ist, wir Eltern werden von Geburt unseres ersten Kindes an zur Kasse für den Staat gebeten. Das beginnt schon direkt nach der Geburt. Da geht Papa noch ganz glückselig sein Kind beim Einwohnermeldeamt anmelden und schon hat er die ersten Euro bezahlt, Bearbeitungsgebühr wird das genannt. Immerhin bekommt man dafür drei Geburtsurkunden  gratis. Jede weitere kostet allerdings extra. Dann geht es gleich weiter. Papa fährt (wenn die Eltern nicht vor der Geburt schon alles besorgt haben) zum nächstgelegenen Drogeriemarkt und kauft Pampers, Feuchttüchter, Schnuller, … Und bei jedem Produkt hält der Staat seine Hand auf. Und nein, der Vater Staat ist nicht so nett und nimmt „nur“ sieben Prozent Mehrwertsteuer Natürlich nicht! Die hochwertigen Babyprodukte sind mit 19 Prozent besteuert. Auch beim Kauf eines Babyphones, einer Wärmelampe oder eines Kinderwagens, egal ob im Fachgeschäft oder im Internet, 19 Prozent vom Endpreis bekommt die Staatskasse. Und bei einem Kinderwagen, der beispielsweise mit 600 Euro ausgeschildert ist, sind das satte 114 Euro. Da freut sich der Finanzminister. Nur der Babybrei oder das Milchpulver gehören Gott sei Dank zur Kategorie Lebensmittel und werden mit sieben Prozent besteuert.

Anderes Rechenbeispiel: Eine 90er-Packung Pampers Größe 3 kostet im Laden um die 18 Euro. 19 Prozent davon sind Mehrwertsteuer. Also gehen von jeder vollen Windel 3,8 Cent an die Kassen von Stadt, Land und Bund. Das sind bei durchschnittlich 6 Windeln am Tag 83,22 Euro im Jahr. Bei sieben Prozent Mehrwertsteuer wären es nur 30,66 Euro. Macht 52,56 Euro Differenz. Und bei einem Vater oder einer Mutter, die für acht Euro Mindestlohn arbeiten, heißt das 6,5 Stunden nicht bei der Familie zu sein, sondern im Unternehmen (ja, ich weiß, der Vergleich hinkt. Die wenigsten Eltern mit Mindestlohn kaufen Pampers).

Und bei uns in Münster geht es noch weiter. Die volle Windel muss ja wohin. Also ab in den Restmüll. Kommen Paare ohne Kinder in der Regel mit der kleinsten 35l Tonne aus, ändert sich das mit dem ersten Kind schlagartig auf wenigstens 60 Liter. In Münster sind das Mehrkosten in Höhe von 42,60 Euro pro Jahr. Ich weiß, es gibt inzwischen Städte, die sind bezüglich Windelmüll familienfreundlicher. Münster leider nicht. Also: Augen auf bei der Städtewahl 😉

Zurück zum Neugeborenen. Oma und Opa stehen schon nach wenigen Stunden am Babybett und sind total begeistert vom Nachwuchs. Natürlich haben sie auch Geschenke mitgebracht. Ein Schmusebär, ein Schnuffeltuch oder das erste kleine Spielzeug. Wieder gehen bei all den Geschenken 19 Prozent direkt aus der Ladenkasse auf das Konto vom Staat. Sollten die stolzen Großeltern der Tochter bzw. Schwiegertochter allerdings Schnittblumen mitbringen, dann ist der Staat so gerührt, dass er nur 7 Prozent haben möchte.

Also unterstützt nicht der Staat uns Familien, sondern WIR – die Eltern aus NRW, Bayern, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, usw. – sind die Staatskassenfüller Nummer 1. Wir Eltern sind die Top-Steuerzahler, weit vor Bertelsmann, Siemens, Thyssen-Krupp und wie die großen Konzerne alle heißen. Und da wir Familien ganz viele Baby- Kinder- und Jugendsachen kaufen, hat der Staat das Kindergeld und alle anderen Familienleistungen ganz schnell wieder eingespielt.

Dieses Jahr ist Superwahljahr. Die Politik hat plötzlich die Familien in den Blick genommen. Überall hängen schöne Plakate mit glücklichen Kindern und Eltern, gerne mit dem Spitzenpolitiker in der Mitte. SPD, CDU/CSU, GRÜNE und FDP, alle wollen so gerne etwas für Familien tun. Auf den Plakaten und den Wahlprogrammen geht es meist um Kitaausbau, einen besseren Betreuungsschlüssel, Ganztag und um G8 oder G9. Unsere aktuelle Familienministerin hat gerade ihr „Familienarbeitszeit“ und „Familiengeld“ aus der Schublade geholt und die CSU will plötzlich ein „Kindersplitting“ und „Baukindergeld“ Die CDU, FDP und die GRÜNEN haben bestimmt auch ein paar schöne Ideen.

Was ich bislang von keinem Politiker bzw. von keiner Politikerin gehört habe, ist die Forderung nach sieben Prozent Mehrwertsteuer auf alle Kinderprodukte. ALLE, egal ob es die oben bereits erwähnte Pampers ist, das Wickeltuch, das Beistellbett, das Jugendfahrrad, der Schultornister, das Brettspiel, die Winterjacke in Größe 178, Fußballschuhe oder der Familienurlaub ist. Das wäre aus meiner Sicht eine deutliche Entlastung für alle Eltern. Aber so ein Vorschlag braucht Mut, Selbstbewusstsein, Durchsetzungsfähigkeit und Verständnis für die Lebenssituation von Familien. Und diese Fähigkeiten haben scheinbar die wenigsten VolksvertreterInnen. Dabei sind viele selbst Mutter oder Vater und somit ebenfalls fleißige 19 Prozent-Kinderprodukte-ZahlerInnen. Meine Tochter würde mich jetzt vermutlich fragen: „Papa, warum ändern die das nicht?“ Und da wäre wieder so eine Frage, die Papa mal nicht auf die Schnelle beantworten kann. Aber vielleicht nehmen sich die Parteien doch einen Ruck und am Ende 2017 kann ich zu meinen Kindern sagen: „Sie haben es geändert.: SIEBEN IST DIE NEUE NEUNZEHN!

Fünf Papa-Fakten

Auf Instagram hatte mich Heiner von vaterwelten vor ein paar Tagen um fünf Papa-Fakten gebeten. Hat etwas gedauert, da meine Mädels in einem gemeinsamen Spielrausch waren und mich als Schiedsrichter bzw. Lebensretter benötigen. Aber hier sind sie nun, meine persönlichen fünf Papa-Fakten:

1. Papa sein ist der Hammer: Für mich ist jeder Tag ein Geschenk. Bislang habe ich jeden Entwicklungsschritt bei den Mädels live erleben können. Ob es das erste Drehen, Krabbeln, das erste Wort, die ersten Schritte, Schaukeln ohne Anschwung geben oder der erste Tag ohne Windeln war. Immer war ich persönlich dabei, es musste mir nicht im Nachhinein erzählt werden.

2. Zwei ist nicht das Doppelte von eins. Jedenfalls dann nicht, wenn hinter den Zahlen Kinder stecken. Beispiel: früher dachte ich, ist doch kein Ding mit zwei Kindern. Wenn ich abends mal alleine mit meinen Töchtern bin, bringe ich halt erst das jüngste und dann das älteste Kind ins Bett. Kann klappen, muss es aber nicht. In der Realität sieht es bei uns oft so aus: gegen 18.45h bringe ich zuerst Lila Sternchen ins Bett. Sie schläft nach 15 bis 20 Minuten ein. Dann soll der Liebe Tiger ins Bett, spätestens aber bei der gemeinsamen Gute-Nacht-Geschichte höre ich die Kleine aus dem Nebenzimmer. Also gehe ich kurz rüber und versuche sie zu beruhigen. Kaum schläft sie wieder, steht auch schon der Liebe Tiger im Zimmer und fragt: „Papa, wann kommst du ENDLICH wieder zu mir?“ Leider in so einer Lautstärke, das Lila Sternchen wieder aufwacht. Also direkt zurück zum Start und einen neuen Versuch beginnen.

3. Es kommt immer anders, als man denkt: egal was ich für den Tag plane, meine Töchter oder meine Frau haben eigene Pläne. Ein dickes Pfund Gelassenheit und Flexibilität ist hilfreich. Beispiel: Der Liebe Tiger will unbedingt nach der Kita auf den Spielplatz. Also packe ich Lila Sternchen warm ein und nehme das Sandspielzeug im Kinderwagen mit. In der Kita angekommen weiß meine Große natürlich nix mehr von ihren Wünschen am Vormittag. „Spielplatz, nein Papa, auf gar keinen Fall, wir wollten doch in den Zoo.“

4. Dank meiner Kinder stelle ich an mir Fähigkeiten fest, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie besitze. Beispiel Karneval: mein Lieber Tiger war an Weiberfasnacht ein gefährlicher Löwe. Da ich morgens für die Mädels zuständig bin, war ich auch für die Löwen-Schminke zuständig. Von dem Ergebnis war ich selbst positiv überrascht.

5. Wenn ich für mich keine Zeit einfordere, gibt es definitiv keine. Das musste ich erst lernen. Nach der Geburt der Großen wollte ich jede freie Minute mit meiner Familie verbringen und nix verpassen. Heute weiß ich, ganz ohne Zeit für mich (und Zeit für uns als Paar) geht es nicht! Die gesunde Portion Egoismus, damit der Satz: „Schatz, Kinder; ich bin mal eben Laufen“ ohne schlechtes Gewissen über meine Lippen kommt, musste ich mir erst antrainieren. Ich bin zwar kein Amateur mehr, aber Profi wäre deutlich übertrieben. Ich arbeite an mir…

Papa, ein Tiger ist unter unserem Tisch

Es passiert bei uns zu jeder Tageszeit. Egal, ob wir am Küchentisch sitzen, ein Buch lesen, mit der Brio spielen, im Badezimmer das Wasser für ein Bad einlassen, plötzlich ist er da: ein gefährlicher Tiger. Manchmal sind es auch ganz viele Tiger, ein ganzes Rudel, obwohl Tiger ja eigentlich Einzelgänger sind. Interessiert meine Tochter aber herzlich wenig.

Zugegeben, beim ersten Mal habe ich geschmunzelt und – typisch Erwachsener – altklug erklärt, dass alle Türen und Fenster zu sind und kein Tiger der Welt einfach so in unser Haus gelangen könne. Meine Große blieb aber bei ihrem Standpunkt, dass ein gefährlicher Tiger unter unserem Esstisch sei. Also haben wir beide nachgeschaut und – welch eine Überraschung – nix zu sehen. So jedenfalls meine Realität. Meine Große aber sah ihn, mit seinen gefährlichen Zähnen und dem lauten Fauchen, zeigte auf den Platz, an dem der Tiger saß und bestand darauf, dass ich ihn augenblicklich aus dem Haus werfe. Also habe ich ihn ergriffen, bin zur Terrassentür, habe sie geöffnet, den Tiger rausgeworfen und schnell die Tür wieder geschlossen. Sicher ist sicher! Das war vor einem halben Jahr. Seitdem kommen und gehen die Tiger, wie es ihnen beliebt. Mal sind sie gefährlich, mal sind sie lieb, mal ist meine Tochter selbst einer. Mal schmeiße ich und mal meine Große die Raubkatzen raus. Sie gehören für uns inzwischen zum Leben dazu.

Imaginäre Freunde sind gute Freunde

Die spannende Frage ist, warum kommt der Tiger so oft zu uns bzw. zu meiner Großen? Früher ging bei Pädagogen und Psychologen bei solchen imaginären Gefährten ein Warnsignal an! Achtung, Achtung! Nicht, dass das Kind psychisch krank wird! Heute sind alle entspannt. Dank der amerikanischen Psychologin Marjorie Taylor ist inzwischen bekannt, dass Kinder mit erfundenen Spielgefährten, egal ob Tier oder Mensch, psychisch besonders stabil sind. In Rollenspielen bewältigen die Kinder Alltagserlebnisse, positive wie negative. Darunter auch Situationen, in denen sie sich geängstigt oder gefürchtet haben. Durch den Tiger-Besuch kann meine Große stark und ohne Angst sein. Papa, Mama und ICH – wir alle lösen die gefährliche Situation. Furchtlos stellen wir uns der Gefahr und gehen am Ende als Sieger hervor. Zum Schluss ist der Tiger immer zahm oder landet auf unserer Terrasse. Gelegentlich – in Anlehnung an „Der Wolf und die sieben Geißlein“ – auch im Brunnen.

Dank der Tiger-Besuche weiß ich jetzt, dass meine Tochter fantasievoll versucht ihre eigenen Gefühle zu regulieren und in stressigen Situationen die Ruhe zu bewahren. Danke, lieber Tiger! Kannst morgen gerne wieder kommen!