Kategorie: Vatersein

#Equal Care in 2017

Abendessen erledigt, Kinder schlafen, Waschmaschine und Trockner laufen, Frau ist im Fitnessstudio, Zeit den Beispielen von Vaterwelten und Christopherfelix zu folgen und noch kurz vor Toreschluss die Fragen von den Initiatoren Sascha Verlangt und Almut Schering zum Equalizer-Care-Day zu beantworten.

Bevor ich loslege, was ist der Equalizer-Care-Day überhaupt? Ganz ehrlich, ich kannte ihn bis gestern auch nicht. Also, dieser Tag hat sich zum Ziel gesetzt, die „Wertschätzung, Aufmerksamkeit und faire Verteilung von Fürsorge- und Carearbeit“ zu fördern. Für mehr Informationen guckst du hier.

1. Wie ist die CareArbeit bei Euch zuhause auf die Erwachsenen verteilt? Gibt es feste Zuständigkeiten?

Bis Ende Juni bin ich noch in Elternzeit und in der Woche von 7 Uhr bis – je nach Tag – 16.30 Uhr oder 18.00 Uhr für unsere beiden Mädels (*2013 und *2016) und alles, was den Haushalt betrifft, zuständig. Ab Freitagnachmittag teilen meine Frau und ich uns die Aufgaben ziemlich partnerschaftlich 50 zu 50. Mit der Zeit haben wir festgestellt, das es Dinge gibt, die ich oder meine Frau sehr gerne machen. So ist das Kochen und Einkaufen fest in den Händen meiner Frau. Ich bin für das Backen, Aufräumen und Wischen fest eingeplant. Bei allen anderen Aufgaben wechseln wir uns ab.

Meine Frau arbeitet seit dem Ende ihrer Elternzeit wieder Vollzeit und ich werde nach meiner Elternzeit für ein paar Jahre auf 27 Stunden reduzieren. Somit ist klar, dass für mich in der Woche mehr CareArbeit anfallen wird.

2. Warum teilt Ihr Euch anfallende CareArbeit untereinander auf? Welche Vorteile habt Ihr dadurch?

Ja, warum? Eigentlich eine komische Frage, gerade in der heutigen Zeit, wo doch in mehr und mehr Beziehungen beide berufstätig sind. Mich würde eher interessieren, warum Paare oder Familien die CareArbeit nicht untereinander aufteilen. Was bringt eine Frau dazu, alle Aufgaben für ihren Partner zu übernehmen bzw. wie tickt ein Mann, der sich nicht um die CareArbeit kümmert. Klar kann es – je nach Berufstätigkeit – nicht immer eine 50 zu 50 Lösung geben, muss es auch nicht.  Bei uns wird es auf Dauer wochentags eine 70 zu 30 Aufteilung der CareArbeit geben. 70 ich und 30 meine Frau.

Aber noch einmal zurück zur Frage. Wir teilen die Aufgaben auf, weil wir beide Zeit mit unseren Kindern verbringen möchten, weil wir schon in der Paarbeziehung immer die anfallenden Hausarbeit partnerschaftlich geteilt haben und wir beide unseren Beruf und unsere Arbeit lieben.

3. Welche Nachteile und Schwierigkeiten gibt es, welche Hürden?

Nachteil ist ganz klar die Teilzeitfalle, in der immer die Person, die ihren bzw. seinen Job reduziert, stecken bleibt. Gott sei Dank konnte ich Stunden an einen Kollegen verleihen, so dass ich später wieder auf meine alten Arbeitszeit hochfahren kann.

4. Wäre es nicht praktischer, eine Person des Haushalts würde sich alleine darum kümmern und so auch den Überblick und die Verantwortung behalten?

Zugegeben, die partnerschaftliche Aufteilung der CareArbeit frisst massiv Zeit für Absprachen und verlangt von Mann und Frau extrem viel Kommunikationstalent. Und da hängen wir Männer ja bekanntlich noch etwas zurück. Aber nein, ich möchte die Erziehung und die Verantwortung für meine Töchter auf gar keinen Fall komplett abgeben.

5. Wodurch / Wann stoßt Ihr an Grenzen der fairen Aufteilung?

Seitdem wir eine Familie sind, sich die Wäscheberge größer geworden und liegen täglich vor unseren Füßen, die Küche und das Wohnzimmer sehen abends immer aus, als ob seit Wochen keiner mehr geputzt hätte. Die CareArbeit hat sich also quasi vervierfacht. Und da kommt schon manchmal das Gefühl bei mir auf, warum eigentlich immer ich. Oder, als ich noch gearbeitet habe und meine Frau in Elternzeit war: „was hat die eigentlich den ganzen Tag über gemacht?“ Und abends, wenn wir beide platt sind, fällt es uns beiden schwer HIER zu rufen, wenn etwas getan werden muss.

6. Leben Kinder in Eurem Haushalt? Hat sich die Verteilung der CareArbeit verändert im Vergleich zur Zeit ohne Kinder?

Eigentlich nicht. Wir waren in der Paarbeziehung schon ziemlich gleichberechtigte CareArbeiter. Was sich verändert hat ist die Menge der CareArbeit, die ist deutlich gestiegen.

7. Was hat sich verändert mit dem Älterwerden der Kinder? Musste die Aufteilung in Frage gestellt und evtl. neu verteilt werden?

Mit der Geburt der zweiten Tochter mussten wir unsere Aufgabenverteilung noch einmal neu überdenken. Die Große wollte, insbesondere in den Wochen und Monaten nach der Geburt, nur noch Papa, Papa, Papa. Und meine Frau hatte in der Zeit sowieso genug mit der Jüngsten zu tun. Somit habe ich mich abends und nachts komplett um die Große gekümmert. Vermutlich werden wir im Laufe der nächsten Jahre immer wieder unsere CareArbeiten neu verteilen.

8. Welche Reaktionen bekommst Du von anderen für Dein Tun als Mann?

Einige Mütter und Väter sind überrascht, wenn sie mitbekommen, was ich alles mit und für meine Kinder mache. In unserem Freundeskreis allerdings gehören Väter, die sich an der CareArbeit aktiv beteiligen, eher zur Regel. Daher ist mein Tun nichts besonders.

9. Erzähle von einer Situation, ein Gespräch, in dem Du eine positive und eine, in dem Du eine negative Reaktion erfahren hast.

Negativ: wir waren gemeinsam mit unserer Tochter, damals zwei Jahre alt, beim Kindernotdienst. Wir wurden gefragt, wie schwer unsere Tochter sei. Meine Antwort: „12,8kg.“ Meine Frau: „ich weiß es nicht genau.“ Der Arzt: „Dann wollen wir mal ihre Tochter wiegen. Ah, 13kg, gut das wir gewogen haben.“

Positiv: Ganz aktuell, in der Karnevalszeit. Ich habe die Große geschminkt. Sie wollte ein Löwe sein. Die Mütter, die ihre Kinder zeitgleich gebracht in die Kita brachten, waren ganz begeistert und fanden meine Schminkaktion super. Zitat einer Mutter: „Wahnsinn, was du alles kannst.“

10. Was würdest Du Deinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben, das weder Kinder hat noch in einer Partnerschaft lebt, wie es mit dazu beitragen kann, dass Equal Care gelingen kann?

Na ja, eigentlich fängt es ja in der eigenen Familie an, in der man groß wird. Und daher würde ich zu meinem jüngeren Ich sagen, übernimm auch in deiner Herkunftsfamilie altersentsprechende CareAufgaben. Es muss nicht alles von Mama und Papa geleistet werden.

11. Was wünschst Du Dir von Politiker*innen?
12. Was wünschst Du Dir von anderen Entscheidungsträger*innen?

Ich würde mir wünschen, das Eltern, die nach längerer Kinderbetreuung wieder von Teilzeit auf Vollzeit wechseln wollen, die Möglichkeit dazu bekommen und nicht in der Teilzeitfalle hängenblieben.

13. Was wünschst Du Dir konkret für Deinen Alltag anlässlich des Equal Care Day 2017?

Ups, der ist in einer Stunde schon wieder vorbei. Ich habe mir aber für heute eine kurze Auszeit mit meiner Frau gewünscht. Und beide Mädels haben tatsächlich 5 Minuten für sich gespielt und uns 5 Glücksminuten auf dem Sofa geschenkt.

Eine Bestandsaufnahme

Väter können alles, außer stillen. So jedenfalls meine Behauptung. Jetzt, nach den ersten zwei Monaten Elternzeit, heißt es persönlich Farbe bekennen: kann ich wirklich alles, außer stillen? Eine Bestandsaufnahme:

Zuerst fünf Häkchen meiner ALLES-IM-GRÜNEN-BEREICH-CHECKLISTE: Das morgendliche Aufstehen, Wickeln, Anziehen und Frühstücken läuft reibungslos, wir vertrödeln nur manchmal Zeit beim Spielen. Wenn ich ehrlich bin eigentlich jeden Tag. Dann wird es etwas eng. Aber bislang haben wir es immer bis 9 Uhr zur Kita geschafft. Also meistens …

Tanzen! Jeden Tag vor dem Abendessen schwinge ich mit meinen jungen Damen auf dem Arm das Tanzbein. Mit der Große zu „I dare you“ von The XX und mit der Jüngsten zu „Fix you“ in der Liveversion von Coldplay. Meine Mädels lieben es – ich sowieso.

Spielen mit meinen Töchtern klappt super! Die Vormittage gehören ganz der Jüngsten und mir. Die meiste Zeit verbringen wir auf dem Spielteppich oder drehen eine Runde mit dem Jogger. Kommt die Große nach Hause, gehen wir auf den Spielplatz, sitzen zusammen auf dem Sofa und puzzeln, lesen, spielen Memory oder malen und kneten am Tisch. Oder aber ich bin ein gefährlicher Tiger und muss mich unter dem Tisch verkriechen.

Babyschwimmen und Papazeit sind unsere beiden festen Aktivitäten in der Woche. Meine Jüngste und ich haben super viel Spaß. Bislang habe ich immer an Schwimmwindel und Badehandtuch gedacht! Okay, einmal bei der Papazeit stand die Trinkflasche noch Zuhause auf dem Küchentisch. Da war dann Improvisation gefragt.

Vor Wochen bin ich noch schnell in den Bastelkeller gerannt, wenn Zäpfchen und Nasensauger gefragt waren. Dank langer Übungszeit in den letzten zwei Wochen stehe ich nun bei beiden Dingen meinen Mann!

Und was klappt noch nicht? Ganz oben auf der TOP-5-KANN-ICH-NOCH-NCIHT-LISTE steht weiterhin das Zöpfeflechten. Wenn es um Haare geht, habe ich zwei linke Hände. Ich bemühe mich wirklich, aber es kommen nur traurige Haarstränge dabei raus. Nicht nur im Kindergarten ernte ich mitleidige Blicke. Dafür gebe ich mir eine glatte Sechs!

An zweiter Stelle steht das punktgenaue Wäschewaschen. Sortieren, Waschmaschine, Trockner, alles inzwischen kein Ding mehr. Aber die Wäsche wieder rechtzeitig getrocknet und gefaltet in die einzelnen Fächer zu legen, da hakt es gewaltig. Besonders blöd, wenn am Samstagmorgen meine Frau eine unserer beiden Mädels anziehen will und keine Socken in der Schublade liegen. Verstehe einfach nicht, warum sich die Wäsche ausgerechnet auf dem Weg in die Kleiderschränke so viel Zeit lässt.

An dritter Stelle folgt das Einkaufen mit System. Regelmäßig vergesse ich wichtige Lebensmittel, ohne die wir am Wochenende nicht über die Runden kommen. Dabei schreibe ich mir schon eine Liste in mein iPhone aber woher soll ich auch wissen, dass wir am Wochenende ausgerechnet Brot brauchen. Sagt mir ja keiner!

An vierter Stelle steht meine Ungeduld nachts um fünf Uhr. Ich bin – wie schon in einem Artikelgeschrieben – eine bekennende Eule. Und wenn meine Mädels zu Unzeiten wach werden, bin ich gelegentlich ungeduldig und meckere rum. Das ist ungerecht, da meine Lerchen nix dafür können, dass ich eine Eule bin.

Platz Nummer fünf gehört der Spüle. Ich kann es mir nicht erklären wieso das immer wieder passiert aber abends stapeln sich oft Töpfe und Teller vom Mittagessen im Spülbecken. Und genau darüber habe ich mich früher geärgert, als ich abends von der Arbeit nach Hause kam und meine Frau noch in Elternzeit war. Wie sich manche Dinge drehen und doch nicht ändern.

Das sind die BigFive, die mir spontan einfallen. Gott sein Dank ist die DAS-KLAPPT-BEI-MEINEM-MANN-NOCH-NICHT-CHECKLISTE meiner Frau mit meiner identisch. Hätte auch anders ausgehen können! Und meine Mädels sind sowieso voll mit mir zufrieden. Hauptsache Kinderwurst und Babybrei sind ausreichend vorhanden.

Blogparade: Was begeistert mich an meiner Vaterschaft? #WasDuDrausMachst

In meiner Kindheit war mein Vater für mich da, hat sich um meinen Bruder und mich gekümmert, je nach Schichtdienst morgens das Frühstück vorbereitet oder uns nachmittags bei den Hausaufgaben begleitet und die Wochenenden gehörten sowieso ganz der Familie. Warum ich hier von meinem Vater erzähle? Er hat mein Bild von Vatersein geprägt. Dank ihm trage ich heute ein aktives Vaterbild in meinem Herzen.

Es sind die kleinen Zeichen und Glücksmomente im Alltag, die ich erleben kann, weil ich als Papa anwesend bin, die mich an meiner Vaterschaft begeistern. Klar gibt es auch bei mir viele Stunden und Tage, an denen ich nicht zu Hause bin. Aber es bleibt ausreichend Zeit, um die kleinen und großen Entwicklungsschritte und besonderen Momente im Leben meiner beiden Mädels hautnah mitzuerleben: das freudige Lachen, wenn die Kleine mich morgens nach ihrem Aufwachen erblickt – das erste Drehen auf dem Familienbett – das erste Robben zum Tablet auf dem Fußboden – das Loslassen von Papas Hand um zum ersten Mal in Mamas Arme zu laufen – die ersten Worte, die eigentlich nur Mama und Papa verstehen können – die ersten festen Umarmungen – die Tränen in der Kita-Eingewöhnungsphase – das Loslassen vom Fahrradsattel beim Fahrrad fahren lernen – das erste Mal planschen im Meer – die große Sauerei bei der ersten Breimahlzeit – der besondere Gesichtsausdruck beim ersten Eis – meine Große als Engel im Krippenspiel – … Ich war immer live dabei.

Aber es gibt nicht nur Glücksmomente im Leben mit Kindern. Wie hat mein Chef es vor Jahren einmal formuliert: „Mit Kindern erlebt man die glücklichsten aber auch die schrecklichsten Augenblicke seines Lebens.“ Das stimmt! Meine Große und meine Kleine zeigen mir immer wieder, was für ein unbeschreibliches Glück es ist, Vater zu sein. Auf der anderen Seite aber bringen sie mich auch regelmäßig an meine eigenen Grenzen. Aber ich habe großes Glück. Genau dann ist sie für mich da: meine Frau. Ein Blick, ein Wort, eine Geste und es geht wieder aufwärts. Danke dafür!

Jede Familie muss für sich überlegen, wieviel Mama und wieviel Papa in ihr steckt. Und jede Familie wird gute Gründe für ihre Entscheidung haben. Ich kann nur aus vollem Herzen sagen, unser gemeinsames JA zu einem partnerschaftlichen Familienleben gehört für mich zu den Top drei aller Entscheidungen, die ich jemals getroffen haben.

Mit dem Begriff Stolz konnte ich bis 2013 wenig anfangen. Heute bin ich ein stolzer Papa. Und ich ärgert mich, wenn ich beim Kinderarzt, im Supermarkt oder in Bilderbüchern auf die alten Rollenbildern stoße. Ja, ich bin ein Mann und ja, ich kann – genau wie die Mama –  meine Kinder erziehen, betreuen, versorgen, lieben und für sie da sein.  Deshalb blogge ich, um von meinen Erfahrungen als Herzblutpapa zu erzählen.

Dieser Artikel ist im Rahmen der Blogparade von @vaeternrw entstanden.

Friday i´m in love

Meine Große hat das Lied „Friday I´m in love“ von The Cure noch nie gehört. Trotzdem ist es ihr Lied. Freitag ist der beste Tag der Woche. Kaum öffnen sich morgens ihre Augen, kommt die Frage: „Ist heute Freitag?“ Eigentlich ist es gar keine Frage, sondern vielmehr eine Feststellung. Sie hat noch nie daneben gelegen. Trotzdem sage ich jedes Mal. „Ja, mein Schatz, heute ist Freitag.“ Dann kommt ein Strahlen auf ihr Gesicht. Freitagmorgens klappt immer alles. Aufstehen, Anziehen, Frühstück, für die Kita fertig machen. Um Punkt 8.15h sitzen wir beide zusammen auf der Bank vor unserem Haus. Egal wie das Wetter ist, ob Sommer oder Winter. Sie wartet auf ihre Müllabfuhr. Und das Freitag um Freitag. Seit über zwei Jahren. Wenn die Große krank ist, müssen wir am Badezimmerfenster auf ihre Müllabfuhr warten. Die Männer von der Müllabfuhr gehören zu ihrem Leben. Wenn die Männer in Orange unsere Tonnen geleert haben, ist ihre Welt in Ordnung. Sie springt von der Bank und geht gut gelaunt mit mir zur Kita.

Die Männer von der Müllabfuhr läuten etwas ein. Den letzten Tag der Woche. Nachmittags ist Wochenende. Die Große weiß, Mama, Papa und meine Schwester holen mich gemeinsam von der Kita ab und dann sind wir als Familie das ganze Wochenende zusammen. Für die Große gibt es nichts schöneres. Für mich auch nicht! Wie schön, dass heute Freitag ist…

Atme dich frei

Endlich 17 Uhr. Die Mutter meiner Kinder ist wieder da! Kurze Pause für mich. Tasse, heißes Wasser, Atme-dich-frei-Teebeutel (was anderes habe ich auf die Schnelle nicht gefunden) und das Sofa – einen Moment der Entspannung, denke ich glücklich. Fehlanzeige! Der Tee ist noch nicht einmal eine Minute gezogen, da liegt die Große schon weinend auf dem Boden, dreht sich links, dreht sich rechts und ruft: „Ich kann nicht mehr laufen! Papa muss kommen und mich tragen.“ Der Papa – also ich – schüttele nur mit dem Kopf und sage: „Ich brauche jetzt eine Pause. Die Mama ist doch da.“ Aber der Arm von Mama ist schon mit der Kleinen besetzt. Dicke Tränen laufen über das Gesicht meiner Tochter. „Papa! Papa!“ Bei mir im Kopf kommt es zu einer handfesten Meinungsverschiedenheit: „Nimm sie doch einfach in den Arm“, sagt die emotionale Gehirnzelle. „Lass sie liegen, sie muss lernen nicht immer alles zu bekommen, was sie will“, erwidert die sachliche Zelle.

Ich entscheide mich für einen Kompromiss. Meiner Großen sage ich: „So lange, bis der Wecker für den Tee klingelt, werde ich jetzt mit dir spielen. Aber wenn der Tee fertig ist, setze ich mich an den Esstisch und du lässt mich in Ruhe meinen Tee trinken.“ Meine Tochter ist einverstanden.

Und tatsächlich, es funktioniert.

Vaterglück 2016 – Ein Rückblick

Willkommen 2017. Passender Zeitpunkt, noch einmal auf die die Glücksmomente als Vater in 2016 zu schauen. In Erinnerung bleiben ja in der Regel nicht die vielen kleinen Glücksmomente, die Väter tagtäglich erleben dürfen. Das strahlende Gesicht, wenn Papa nach dem Mittagsschlaf ins Zimmer kommt, die witzigen Kinderfragen am Frühstückstisch (Papa, hast du dein Ei schon geesst?) oder das Versteckspielen im Badezimmer (ohne auch nur einer einzigen Versteckmöglichkeit). Hier nun meine persönlichen Glücksmomente 2016:

„Sie haben eine Tochter!“ Mein absolutes Highlight und eigentlich auch nicht zu überbieten: die Geburt meiner zweiten Tochter. Ich bin so unendlich dankbar und glücklich.

„Papa, ich kann das schon!“ Das Gefühl von Stolz, als die Große zum ersten Mal alleine die lange Tunnelrutsche im Zoo gerutscht ist.

„Ich verkünde euch große Freude, ein Kind ist geboren.“ Wie lässig die Große einen der Engel im Krippenspiel dargestellt hat.

„Hiermit taufe ich dich im Namen des Vaters, ….“ Der Moment, als meine Mutter meiner Tochter das Taufkleid der Familie angezogen hat, in dem ich vor fast 44 Jahren auch getauft wurde.

„Heute Nacht kommt die Schnullerfee.“ Mein glückliches Erstaunen, wie cool meine Tochter die Tage nach dem Besuch der Fee ohne ihren Schnuller zurecht kam und bis heute kommt.

„Mein Papa!“ Wenn meine Große abends nach der Arbeit an der Haustür auf mich wartete und fest umarmte.

„Schnarch.“ Die langen Spaziergänge am Nordseestrand mit der schlafenden Kleinen vor meinem Bauch.

„Papa, du kannst loslassen.“ Der Augenblick, als meine Tochter beim Fahrradfahren üben stolz wie Oskar weitergeradelt ist, als ich das Rad nicht mehr festgehalten habe.

„Stille.“ Die strahlenden Augen der Großen, als sie zum ersten Mal vor dem geschmückten Tannenbaum steht.

„Schmatz, schmatz, schmatz.“ Mitzubekommen, wie sehr sich meine beiden Töchtern mögen. Auch wenn es für die Kleine ab und an etwas zu viel Liebe ist…

„So, jetzt noch den Schreibtisch aufräumen, dann beginnt meine Elternzeit.“ Die Vorfreude die letzten Wochen vor dem 29. Dezember.

Auszug

Der Auszug der Kinder aus dem Elternhaus beginnt nicht erst nach der Pubertät, sondern bereits viel, viel früher. Nämlich mit dem Auszug aus dem elterlichen Schlafzimmer. Und diese Projekt haben wir vor ein paar Tagen gestartet.

Eigentlich hatten wir es uns einfach vorgestellt. Kinderbett im Elternschlafzimmer aufstellen, Kind zwei vom Beistellbett in das Kinderbett umziehen lassen und dann, wenn es gut klappt, nach drei/vier Tagen, der große Umzug ins Kinderzimmer zur großen Schwester. Soweit der Plan.

Die Praxis hat uns natürlich wieder gezeigt, dass doch alles etwas anders verläuft. Kaum war das Gitterbett aufgestellt, hatte es die Große auch schon als ihr altes Bett wiedererkannt. Eine emotionale Achterbahnfahrt der kleinen Dame folgte. Ihr war nicht zu vermitteln, dass ihr Bett jetzt von ihrer Schwester genutzt werden sollte. Für sie gab es nix zu diskutieren, es sei ihr Bett und nur sie dürfe darin schlafen.

Also haben wir unseren Aktionsplan modifiziert. Drei Nächte sollte die Große in ihrem alten Gitterbett bei uns im Elternschlafzimmer schlafen, Seite an Seite mit der Schwester im Beistellbett, um dann im nächsten Schritt wieder alleine in ihrem Hochbett im Kinderzimmer zu nächtigen. Abschließend sollte dann die Kleine nach zwei Nächten im Gitterbett komplett mit dem Bett aus unserem Schlafzimmer zur Großen ins Zimmer wechseln.

Diese Nacht war gestern. Beide Kinder haben zusammen im Kinderzimmer geschlafen und sich gegenseitig beruhigt, so dass sie erst morgens um sieben Uhr wachgeworden sind. Ich habe endlich mal wieder tief und fest geschlafen. Morgens war ich total begeistert und wollte mit meiner Frau feiern. Die schaute mich aber nur verständnislos an. Ihre Nacht war alles andere als ruhig. Sie war einige Male bei den beiden Schwestern und musste mal die Kleine und mal die Große beruhigen. Also war der Umzug nur für mich gut verlaufen.

Jetzt heißt es hoffen, dass die Damen sich schnell an ihre neue Schlafkonstellation gewöhnen. Denn dann beginnt für uns Eltern eine neue Zeitrechnung: Das Bett und unser Zimmer gehört wieder uns!!!

Der Countdown läuft

Unsere Kleine ist jetzt ein halbes Jahr alt. Noch 61 Tage, dann bin ich für sechs Monate in Elternzeit und meine Frau geht wieder voll arbeiten. Da sitzen jetzt nun Zwei mit ganz unterschiedlichen Gefühlen abends auf dem Sofa. Bei mir steigt die Vorfreude und bei meiner  Frau wächst die Trauer, dass die Elternzeit endet.

Klar freue ich mich schon riesig auf die Zeit, die da kommt. Gleichzeitig habe ich auch dicken Respekt vor dem, was da auf mich zukommt. Einen ersten Vorgeschmack habe ich letzten Freitag erhalten. Kaum war meine Frau zu einer Shoppingtour für sich und die Kinder aufgebrochen, fing der Stress für mich auch schon an. Die Kleine machte mir schnell klar, dass ich aus ihrer Sicht nicht der schnellste Milchflaschenvorbereiter auf Erden bin. Irgendwann war die gute Dame mit meiner Mischung und der Temperatur einverstanden und saugte an der Flasche, als ob sie seit Tagen nichts mehr bekommen hätte. Gerade wollte ich mich entspannt zurücklehnen, da kletterte die Große von ihrem Stuhl, ging in den Flur, schaute mich an und sagte: „Zu spät“. Bevor ich nachfragen konnte, was sie mit „Zu spät“ eigentlich meinte – gedanklich war ich direkt bei dem wunderschönen Lied von den Ärzten – sah ich es: die Hose färbte sich dunkel und um die Socken herum entstand eine Pfütze. Ich wollte  die Kleine kurz beim Trinken unterbrechen – was ihr natürlich komplett egal war. Umso mehr ich versuchte den Sauger aus ihrem Mund zu ziehen, umso fester saugte sie an dem Ding. Sekundenkleber hätte nicht besser haften können.

Also nahm ich das trinkende Kind unter meinen Arm und ging in den Flur. Dort hatte sich die Große mittlerweile weiter durch den Flur bewegt und aus der Pfütze war ein kleiner Fluss geworden. Mir gelang es, ihr die nassen Sachen mit einer Hand auszuziehen, sie auf die Toilette zu setzen und Waschlappen und Wechselzeug zu holen. Die Kleine störte das alles nicht und trank auf meinem anderen Arm munter weiter. Nachdem die Große wieder sauber und angezogen war, wollte ich mich um den Flur kümmern. Ging aber nicht, da die Kleine genau in dem Moment – wir waren gerade wieder ins Wohnzimmer zurückgekehrt – gefühlte 50ml ihrer Babymilch über sich und mich ausspuckte. Also rauf zum Wickeltisch, Body und Strampler wechseln und wieder runter zur Großen. Die hatte inzwischen die Malsachen auf dem Esstisch ausgebreitet und bemalte die Tischdecke ….

Gott sei Dank kam meine Frau nach zwei Stunden zurück und wir konnten uns die Kinder wieder aufteilen. Und wieder wuchs meine Achtung vor allen Alleinerziehenden und allen Frauen (dazu gehört auch meine) und Männern, die über längere Zeiträume ihre Kinder alleine betreuen. Respekt.

120 Minuten Freiheit

Gestern war ein besonderer Tag für uns Eltern. Die Große ist für zwei Tage bei Oma und Opa. Das letzte halbe Jahr wollte sie von Übernachtungen ohne Mama, Papa und ihrer Schwester nix wissen. Kann ich gut verstehen. Nach ihrem letzten Übernachtungswochenende bei Oma und Opa lag da eine kleine Schwester Zuhause auf dem Sofa. Also lieber keine Übernachtungen mehr, bei niemanden, dann bleibt es bei nur einer Schwester, wird sich die Große vermutlich gedacht haben. Nun aber hat sie ihre Meinung geändert und ist strahlend ins Großelternauto eingestiegen.

Und da unsere Babysitterin gestern Zeit hatte, konnten wir – zum ersten Mal seit Geburt der Kleinen – abends mal wieder in die Stadt. Zwei Stunden Zeit zu zweit. Nur zwei Stunden, werden Menschen mit viel Zeit zu zweit jetzt vielleicht denken. Unglaubliche, wunderbare, phantastische  zwei Stunden, sage ich. 120 Minuten bei unserem Lieblingsitaliener. Und wir haben nicht nur über die Kinder geredet. Hurra, das Leben außerhalb der eigenen vier Wände hat uns zurück! Wenn auch vorläufig nur für zwei Stunden…

Glücksmomente

Im letzten Urlaub wollten wir gemütlich Frühstücken gehen. Der Plan sah vor, dass die Kleine während des Frühstücks im Maxicosi schläft, die Große mit ihrem Ei und ihrem Wurstbrötchen ausreichend beschäftigt ist und wir Eltern ganz relaxt und entspannt einen Latte Machiato trinken und das Frühstücksbüfett plündern.

Soweit die Theorie, die Praxis sah natürlich ganz anders aus. Die Kleine war hellwach und wollte auf dem Arm getragen werden, die Große hatte ihr Ei im Nu verschlungen und tat im Anschluss alles dafür, dass sich einer von uns komplett um sie kümmern musste. Unterm Strich waren wir nur gefühlte 10 Minuten im Restaurant, hatte jeder von uns Eltern ein Kind auf dem Arm und bis auf Rührei und Brötchen blieb keine Zeit für die Leckereien am Büfett. Dafür aber dicke Luft zwischen meiner Frau und mir.

In solchen Situationen beame ich mir dann schnell Glücksmomente mit meiner kleinen Familie in den Kopf: meine große Tochter, die morgens in mein Bett gesprungen kommt und mit einem Strahlen auf dem Gesicht „mein Papa“ ruft, mich fest umarmt und nicht mehr loslässt. Meine Kleine, die bei jedem Blickkontakt mit mir ein Strahlen auf ihr Gesicht zaubert und ganz aufgeregt mit ihren Armen wedelt. Meine Frau, die mir eine Postkarte in meine Arbeitstasche steckt, in der sie mir schreibt, wie sehr sie mich liebt.

Und ganz ehrlich, solche Glücksmomente passieren täglich. Man muss sie in der Alltagshektik nur einfangen und aufbewahren.