Kann Ihr Kind auch schon seine Schuhe selber an- und ausziehen? Und den Reißverschluss von seiner Jacke ohne Hilfe zumachen? Nein? Aber Zuckerrübensirup kann es schon flüssig sagen? Auch nicht??? Also meine Zweijährige kann das alles schon seit Wochen! Na ja, vielleicht stimmt meine Vermutung und mein Kind ist doch hochbegabt!
Solche Fragen und Sätze höre ich im persönlichen Umfeld, in Kitas, auf Spielplätzen und in Warteräumen von Kinderärzten immer mal wieder. Eigentlich wollte ich mich nicht auf diese ganzen Vergleiche und Beobachtungen einlassen. Aber ich erwische mich schon ab und an dabei, andere Kinder im gleichen Alter wie meine Tochter intensiver zu beobachten und im Kopf den ein oder anderen Abgleich mit den Fähigkeiten meiner Tochter zu machen. Meistens finde ich etwas, worin sie im Vergleich zum anderen Kind schon viel weiter ist – gleichzeitig aber sehe ich auch immer eine Fähigkeit, in der das andere Kind in der Entwicklung deutlich vorne liegt. Unterm Strich stelle ich immer wieder fest: jedes Kind hat seine Stärken und seine Lernfelder. Das eine Kind kann halt mit neun Monaten laufen, dafür kann ein anderes Baby mit 14 Monaten schon erste Worte sprechen. Und eigentlich ist dieses ganze Vergleichen eh Blödsinn. Wenn meine Tochter in die Pubertät kommt, wird im Gehirn eh alles wieder auf Null gestellt…
Viel auffälliger ist eigentlich mein Verhalten! Fast alles, was meine Tochter macht, sagt und tut, finde ich toll. Ich lobe sie wo ich nur kann, bin begeistert und unterstütze sie mit voller Energie. Als sie ein Jahre alt war klopfte sie mit ihren Fingern auf den Tisch herum. Daraufhin habe ich sofort im Netz ein kleines Kinderklavier bestellt. Ein paar Wochen später schlug sie mit einem Kochlöffel auf einen Kochtopf und ich kaufte direkt im nächsten Spielzeugladen eine kleine Trommel. Aktuell schmelze ich dahin, wenn meine Tochter singt. Sie ist so musikalisch! Am liebsten würde ich sie schon zum Gesangunterricht schicken! Höre ich aber zum Beispiel beim Einkauf ein anderes Kind singen, kommen mir Gedanken wie: „mein Gott, können die Eltern nicht dafür sorgen, dass ihr Kind nur in den eigenen vier Wänden singt!“ Ja, ich bin als Vater nicht objektiv und werde und will es vermutlich auch nie sein.