Kinder müssen alle kleine Geheimagenten sein, überall haben sie ihre Augen und Ohren. Auch das Internet und Telefon scheinen sie zu überwachen. Anders kann ich mir nicht erklären, wie sie zu all ihren Informationen kommen. Keine zwei Sekunden, nachdem ich oder meine Frau stolz oder überrascht eine Information mitteilen, werden von Seiten der Großen und vermehrt auch von der Kleinen Gegenmaßnahmen eingeleitet. Beispiel: Ich erzähle einem Freund überglücklich, dass unsere Große seit drei Wochen bis morgens um 7h in ihrem Bett schläft und zack, in der nächsten Nacht steht sie um 3h bei uns auf der Matte. Oder beim Thema Essen: Im Büro erwähne ich mittags nebenbei das Lieblingsessen der Großen, schon spuckt diese mir beim Abendessen die Salami von ihrer Pizza auf meinen Teller und teilt mir unmissverständlich mit, dass Pizza und Salami nicht schmecken. Ihre Worte waren: „IIIIIhhh bah!!!“ Ein Satz, den ich überhaupt nicht ausstehen kann (auch diese Information konnte sie bis zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht wissen).
Aber es gibt auch positive Beispiele: Im Elternbrief für die zwölfte Woche steht, dass die Kinder ab jetzt versuchen Dinge zu greifen. Keine zwei Stunden, nachdem meine Frau mir den Brief vorgelesen hat, liegt unsere Kleine unter ihrem Trapez und versucht die Ringe zu greifen.
Jetzt bin ich hoch verunsichert. Wo hört diese Agententätigkeit eigentlich auf? Werden auch Informationen ausspioniert, die Personen aus meinem Umfeld betreffen? Weiß meine Tochter schon, wie ich meine Schwiegermutter finde? Oder schlimmer: was passiert, wenn ich mit meinen Töchtern beim Einkaufen einen Bekannten treffen, den ich nicht sonderlich leiden kann? Fragt mich die Große dann vor versammelter Mannschaft: „Papa, wieso bist du so nett zu dem Mann, du kannst ihn doch gar nicht leiden.“ Ups!
Ich muss in der nächsten Zeit vorsichtig sein. Sicherheitshalber lernen meine Frau und ich jetzt isländisch, die Sprache verstehen nur knapp 350 000 Menschen. Und ich hoffe mal, meine Töchter gehören nicht dazu!!!!