Kampf gegen Windmühlen

Jetzt bin ich noch nicht einmal eine Woche in Elternzeit und eine Sache geht mir jetzt schon mächtig auf die Nerven. Der ewige Kampf um Spielsachen aufzuräumen, Wäschewaschen und Putzen. Es ist wie verhext. Da räume ich in der wertvollen Papazeit – dem Mittagsschlaf meiner Tochter – die Spielecke auf, staubsauge im Wohnzimmer plus Küche und stelle eine Waschmaschine an. Abends nach dem Zubettbringen der Kinder scheinen alle Spielsachen wieder ihren ursprünglichen Platz irgendwo im Zimmer eingenommen zu haben, die Küche sieht aus wie sau und im Schlafzimmer stapelt sich schon wieder ein fetter Wäscheberg.

Wie gut, dass meine Frau mir noch nicht die berühmte Frage, „Was hast du heute eigentlich den ganzen Tag über gemacht?“ gestellt hat. Ich befürchte, meine Antwort könnte dann so laut ausfallen, dass beide Kinder aus ihrem Schlaf gerissen werden. Also Schatz, frag nicht! Niemals! Bitte!!!

Vaterglück 2016 – Ein Rückblick

Willkommen 2017. Passender Zeitpunkt, noch einmal auf die die Glücksmomente als Vater in 2016 zu schauen. In Erinnerung bleiben ja in der Regel nicht die vielen kleinen Glücksmomente, die Väter tagtäglich erleben dürfen. Das strahlende Gesicht, wenn Papa nach dem Mittagsschlaf ins Zimmer kommt, die witzigen Kinderfragen am Frühstückstisch (Papa, hast du dein Ei schon geesst?) oder das Versteckspielen im Badezimmer (ohne auch nur einer einzigen Versteckmöglichkeit). Hier nun meine persönlichen Glücksmomente 2016:

„Sie haben eine Tochter!“ Mein absolutes Highlight und eigentlich auch nicht zu überbieten: die Geburt meiner zweiten Tochter. Ich bin so unendlich dankbar und glücklich.

„Papa, ich kann das schon!“ Das Gefühl von Stolz, als die Große zum ersten Mal alleine die lange Tunnelrutsche im Zoo gerutscht ist.

„Ich verkünde euch große Freude, ein Kind ist geboren.“ Wie lässig die Große einen der Engel im Krippenspiel dargestellt hat.

„Hiermit taufe ich dich im Namen des Vaters, ….“ Der Moment, als meine Mutter meiner Tochter das Taufkleid der Familie angezogen hat, in dem ich vor fast 44 Jahren auch getauft wurde.

„Heute Nacht kommt die Schnullerfee.“ Mein glückliches Erstaunen, wie cool meine Tochter die Tage nach dem Besuch der Fee ohne ihren Schnuller zurecht kam und bis heute kommt.

„Mein Papa!“ Wenn meine Große abends nach der Arbeit an der Haustür auf mich wartete und fest umarmte.

„Schnarch.“ Die langen Spaziergänge am Nordseestrand mit der schlafenden Kleinen vor meinem Bauch.

„Papa, du kannst loslassen.“ Der Augenblick, als meine Tochter beim Fahrradfahren üben stolz wie Oskar weitergeradelt ist, als ich das Rad nicht mehr festgehalten habe.

„Stille.“ Die strahlenden Augen der Großen, als sie zum ersten Mal vor dem geschmückten Tannenbaum steht.

„Schmatz, schmatz, schmatz.“ Mitzubekommen, wie sehr sich meine beiden Töchtern mögen. Auch wenn es für die Kleine ab und an etwas zu viel Liebe ist…

„So, jetzt noch den Schreibtisch aufräumen, dann beginnt meine Elternzeit.“ Die Vorfreude die letzten Wochen vor dem 29. Dezember.

Tag zwei …

Nie wieder schreibe ich: „Wir sind gespannt auf die Nacht.“ Denn die war richtig kacke. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Große hatte Bauchschmerzen und Durchfall. Dafür war der Morgen super! Die Große und die Kleine spielten gemeinsam zwischen uns im Bett und wir konnten noch etwas Schlaf nachholen.

Nachmittags dann meine erste größere Unwissenheit. Die kleine Maus hatte Hunger und ich wollte ihr schnell einen Brei machen, wie ich es bei der Großen früher auch täglich gemacht hatte. Also eigentlich kein Problem, dachte ich. Falsch gedacht. Im Kopf große Leere. Wie gut, dass ich seit gestern im Trainee-Programm bin. Also kurzer Anruf bei meinem Telefonjoker (die war gerade mit der Großen einkaufen) und zack, der Brei war fertig. Okay, wie mein Joker mich später aufklärte, hatte ich das Bratfett mit dem Rapsöl verwechselt. Meine hungrige Tochter hat das aber nicht sonderlich gestört, der mit ganz viel Papaliebe angerührte Brei war ratzfatz aufgegessen.

Der erste Tag

Wie war er, mein erster Tag als Papa in Elternzeit? Eigentlich war er so, wie die typischen Wochenendtage bislang. Daher kam von der Großen heute früh im Bett auch gleich die Frage: „Papa, ist heute Wochenende?“ „Warum“, wollte ich wissen. „Weil du heute nicht zur Arbeit fährst“, war die bis gestern logische Schlussfolgerung. Tiefer einsteigen in das Thema Papa und Elternzeit wollte sie dann aber doch nicht.

Ich persönlich habe schon an der ein oder anderen Stelle gemerkt, dass heute doch kein Wochenende ist. Los ging es gleich nach dem letzten Blogeintrag gegen Mitternacht. Ich war gerade auf dem Weg ins Bett, als mir meine Frau mit der fertigen Milchflasche vor dem Kinderzimmer stand. Ich bot ihr an der Kleinen die Flasche zu geben. „Stimmt, du bist ja jetzt in Elternzeit“, sagte sie, drehte sich um und ging ins Schlafzimmer. „Ja“, dachte ich, „das ist jetzt auch mein Job.“ 10 Minuten später lag ich im Bett. Meine Frau allerdings musste genau in der Zeit die Große beruhigen und kam erst nach einer halben Stunde ins Bett zurück. Für dieses Mal hatte ich Glück!

Da meine Frau noch bis zum 8. Januar Ferien hat (ich habe eine schulpflichtige Frau) hatten wir heute ein quasi klassisches Wochenendfrühstück. Nach dem letzten Schluck Kaffee ging die Mutter meiner Kinder ins Fitnessstudio. Aber vorher wurden mir noch ganz klare Instruktionen mit auf den Weg gegeben. „Vergiss bitte nicht die Kinder warm anzuziehen. Sie brauchen Handschuhe, Mütze und Schal. Ich will nicht dass sie frieren.“ Genau, eigentlich hatte ich vor meine Kinder bei der Kälte in T-Shirt, dünner Sommerhose und Sandalen nach draußen zu lassen. „Und schau bitte in der Wickeltasche, ob dort auch dicke Wechselklamotten sind. Bevor du mit den Kinder raus gehst, müsstest du die Kleine noch einmal wickeln und die Große auf Toilette schicken.“ Und ich dachte eine Windel am Tag würde reichen 😉 „Und ganz wichtig, die Kleine muss auf jeden Fall zwischendurch was trinken.“

Bei diesen ganzen megawichtigen Informationen war ich zwischenzeitlich aufgestanden und hatte angefangen die Lebensmittel in den Kühlschrank zu stellen. Daraufhin meine große Liebe: „Ach ja, jetzt muss ich mich daran gewöhnen, dass du die Sachen immer an ganz andere Stellen im Kühlschrank stellst.“ Von den vielen Umsortierungen der Kinder-Kleiderschränke in den letzten Monaten ihrerseits war an dieser Stelle natürlich keine Rede. Die waren ja immer sinnvoll und der jeweiligen Jahreszeit angepasst.

Ja, wir müssen uns erst in unseren neuen Rollen einspielen. Alles ganz normal. Mal sehen, wie ich mich am Ende meiner Elternzeit anhöre.

Vorhin beim Zubettgehen wurde ich von der Großen noch mit einem nicht so leichtem Thema konfrontiert. Sie hatte vorher mitbekommen, dass ein Onkel von mir vor ein paar Tagen verstorben war. Sie wollte nun ganz genau wissen, warum er denn gestorben ist, warum er nicht mehr aufwacht und wann wir und Oma und Opa denn sterben. Die letzte Frage im Bett war „Und wer macht das mit dem Sterben?“ Ganz ehrlich, keine so einfache Bettlektüre.

Jetzt sind beide Kinder im Bett, wir Eltern sitzen auf dem Sofa und tippen und surfen ein wenig herum und sind gespannt auf die Nacht.

Drei, zwei, eins und Leinen los!

Jetzt ist sie also da, meine Elternzeit. 16 Monate bin ich ab heute für meine Kleine (und für die Große) zuständig. Davon sechs Monate komplett ohne Job. Einiges werde ich so machen wie meine Frau, ein paar Dinge vermutlich so ähnlich und sicherlich einen nicht ganz unerheblichen Teil komplett anders. Und das ist gut so!

Wie wird die Zeit? Wovor habe ich am meisten Respekt? Welche geplanten Projekte kann ich wirklich angehen und wobei machen mir meine Mädels einen Strich durch die Rechnung? Wie werde ich später über meine Elternzeit denken?

Der Start ist noch ganz soft, bis zum 8. Januar sind wir Eltern zusammen an Bord. Aber dann, wenn die Frau, die acht Monate das Schiff so wunderbar gesteuert hat, tagsüber die Brücke verlässt, beginnt für meine Mädels und mich die raue See. Wann kommt der erste fette Sturm? Wo finde ich in Seenot schnell einen sicheren Hafen? Auf all diese Fragen kann ich heute noch keine Antworten geben. Ich kann nur sagen, ich freue mich riesig auf die kommende Zeit und bin gespannt, welche Abendteuer meine Kinder und ich gemeinsam meistern werden.

Es wird Zeit, Leinen los!!!!

Auszug

Der Auszug der Kinder aus dem Elternhaus beginnt nicht erst nach der Pubertät, sondern bereits viel, viel früher. Nämlich mit dem Auszug aus dem elterlichen Schlafzimmer. Und diese Projekt haben wir vor ein paar Tagen gestartet.

Eigentlich hatten wir es uns einfach vorgestellt. Kinderbett im Elternschlafzimmer aufstellen, Kind zwei vom Beistellbett in das Kinderbett umziehen lassen und dann, wenn es gut klappt, nach drei/vier Tagen, der große Umzug ins Kinderzimmer zur großen Schwester. Soweit der Plan.

Die Praxis hat uns natürlich wieder gezeigt, dass doch alles etwas anders verläuft. Kaum war das Gitterbett aufgestellt, hatte es die Große auch schon als ihr altes Bett wiedererkannt. Eine emotionale Achterbahnfahrt der kleinen Dame folgte. Ihr war nicht zu vermitteln, dass ihr Bett jetzt von ihrer Schwester genutzt werden sollte. Für sie gab es nix zu diskutieren, es sei ihr Bett und nur sie dürfe darin schlafen.

Also haben wir unseren Aktionsplan modifiziert. Drei Nächte sollte die Große in ihrem alten Gitterbett bei uns im Elternschlafzimmer schlafen, Seite an Seite mit der Schwester im Beistellbett, um dann im nächsten Schritt wieder alleine in ihrem Hochbett im Kinderzimmer zu nächtigen. Abschließend sollte dann die Kleine nach zwei Nächten im Gitterbett komplett mit dem Bett aus unserem Schlafzimmer zur Großen ins Zimmer wechseln.

Diese Nacht war gestern. Beide Kinder haben zusammen im Kinderzimmer geschlafen und sich gegenseitig beruhigt, so dass sie erst morgens um sieben Uhr wachgeworden sind. Ich habe endlich mal wieder tief und fest geschlafen. Morgens war ich total begeistert und wollte mit meiner Frau feiern. Die schaute mich aber nur verständnislos an. Ihre Nacht war alles andere als ruhig. Sie war einige Male bei den beiden Schwestern und musste mal die Kleine und mal die Große beruhigen. Also war der Umzug nur für mich gut verlaufen.

Jetzt heißt es hoffen, dass die Damen sich schnell an ihre neue Schlafkonstellation gewöhnen. Denn dann beginnt für uns Eltern eine neue Zeitrechnung: Das Bett und unser Zimmer gehört wieder uns!!!

Der Countdown läuft

Unsere Kleine ist jetzt ein halbes Jahr alt. Noch 61 Tage, dann bin ich für sechs Monate in Elternzeit und meine Frau geht wieder voll arbeiten. Da sitzen jetzt nun Zwei mit ganz unterschiedlichen Gefühlen abends auf dem Sofa. Bei mir steigt die Vorfreude und bei meiner  Frau wächst die Trauer, dass die Elternzeit endet.

Klar freue ich mich schon riesig auf die Zeit, die da kommt. Gleichzeitig habe ich auch dicken Respekt vor dem, was da auf mich zukommt. Einen ersten Vorgeschmack habe ich letzten Freitag erhalten. Kaum war meine Frau zu einer Shoppingtour für sich und die Kinder aufgebrochen, fing der Stress für mich auch schon an. Die Kleine machte mir schnell klar, dass ich aus ihrer Sicht nicht der schnellste Milchflaschenvorbereiter auf Erden bin. Irgendwann war die gute Dame mit meiner Mischung und der Temperatur einverstanden und saugte an der Flasche, als ob sie seit Tagen nichts mehr bekommen hätte. Gerade wollte ich mich entspannt zurücklehnen, da kletterte die Große von ihrem Stuhl, ging in den Flur, schaute mich an und sagte: „Zu spät“. Bevor ich nachfragen konnte, was sie mit „Zu spät“ eigentlich meinte – gedanklich war ich direkt bei dem wunderschönen Lied von den Ärzten – sah ich es: die Hose färbte sich dunkel und um die Socken herum entstand eine Pfütze. Ich wollte  die Kleine kurz beim Trinken unterbrechen – was ihr natürlich komplett egal war. Umso mehr ich versuchte den Sauger aus ihrem Mund zu ziehen, umso fester saugte sie an dem Ding. Sekundenkleber hätte nicht besser haften können.

Also nahm ich das trinkende Kind unter meinen Arm und ging in den Flur. Dort hatte sich die Große mittlerweile weiter durch den Flur bewegt und aus der Pfütze war ein kleiner Fluss geworden. Mir gelang es, ihr die nassen Sachen mit einer Hand auszuziehen, sie auf die Toilette zu setzen und Waschlappen und Wechselzeug zu holen. Die Kleine störte das alles nicht und trank auf meinem anderen Arm munter weiter. Nachdem die Große wieder sauber und angezogen war, wollte ich mich um den Flur kümmern. Ging aber nicht, da die Kleine genau in dem Moment – wir waren gerade wieder ins Wohnzimmer zurückgekehrt – gefühlte 50ml ihrer Babymilch über sich und mich ausspuckte. Also rauf zum Wickeltisch, Body und Strampler wechseln und wieder runter zur Großen. Die hatte inzwischen die Malsachen auf dem Esstisch ausgebreitet und bemalte die Tischdecke ….

Gott sei Dank kam meine Frau nach zwei Stunden zurück und wir konnten uns die Kinder wieder aufteilen. Und wieder wuchs meine Achtung vor allen Alleinerziehenden und allen Frauen (dazu gehört auch meine) und Männern, die über längere Zeiträume ihre Kinder alleine betreuen. Respekt.

120 Minuten Freiheit

Gestern war ein besonderer Tag für uns Eltern. Die Große ist für zwei Tage bei Oma und Opa. Das letzte halbe Jahr wollte sie von Übernachtungen ohne Mama, Papa und ihrer Schwester nix wissen. Kann ich gut verstehen. Nach ihrem letzten Übernachtungswochenende bei Oma und Opa lag da eine kleine Schwester Zuhause auf dem Sofa. Also lieber keine Übernachtungen mehr, bei niemanden, dann bleibt es bei nur einer Schwester, wird sich die Große vermutlich gedacht haben. Nun aber hat sie ihre Meinung geändert und ist strahlend ins Großelternauto eingestiegen.

Und da unsere Babysitterin gestern Zeit hatte, konnten wir – zum ersten Mal seit Geburt der Kleinen – abends mal wieder in die Stadt. Zwei Stunden Zeit zu zweit. Nur zwei Stunden, werden Menschen mit viel Zeit zu zweit jetzt vielleicht denken. Unglaubliche, wunderbare, phantastische  zwei Stunden, sage ich. 120 Minuten bei unserem Lieblingsitaliener. Und wir haben nicht nur über die Kinder geredet. Hurra, das Leben außerhalb der eigenen vier Wände hat uns zurück! Wenn auch vorläufig nur für zwei Stunden…

Glücksmomente

Im letzten Urlaub wollten wir gemütlich Frühstücken gehen. Der Plan sah vor, dass die Kleine während des Frühstücks im Maxicosi schläft, die Große mit ihrem Ei und ihrem Wurstbrötchen ausreichend beschäftigt ist und wir Eltern ganz relaxt und entspannt einen Latte Machiato trinken und das Frühstücksbüfett plündern.

Soweit die Theorie, die Praxis sah natürlich ganz anders aus. Die Kleine war hellwach und wollte auf dem Arm getragen werden, die Große hatte ihr Ei im Nu verschlungen und tat im Anschluss alles dafür, dass sich einer von uns komplett um sie kümmern musste. Unterm Strich waren wir nur gefühlte 10 Minuten im Restaurant, hatte jeder von uns Eltern ein Kind auf dem Arm und bis auf Rührei und Brötchen blieb keine Zeit für die Leckereien am Büfett. Dafür aber dicke Luft zwischen meiner Frau und mir.

In solchen Situationen beame ich mir dann schnell Glücksmomente mit meiner kleinen Familie in den Kopf: meine große Tochter, die morgens in mein Bett gesprungen kommt und mit einem Strahlen auf dem Gesicht „mein Papa“ ruft, mich fest umarmt und nicht mehr loslässt. Meine Kleine, die bei jedem Blickkontakt mit mir ein Strahlen auf ihr Gesicht zaubert und ganz aufgeregt mit ihren Armen wedelt. Meine Frau, die mir eine Postkarte in meine Arbeitstasche steckt, in der sie mir schreibt, wie sehr sie mich liebt.

Und ganz ehrlich, solche Glücksmomente passieren täglich. Man muss sie in der Alltagshektik nur einfangen und aufbewahren.

Vorsicht! Väter überrollen ihre Kinder im Schlaf!

Heute muss ich mal etwas meckern! Schuld ist das Buch „Ich will bei euch schlafen! von Sibylle Lüpold. Wir hatten und haben bei unserer Großen immer mal wieder längere Phasen mit Einschlaf- bzw. Durchschlafschwierigkeiten. Ich wollte mehr über das Co-Sleeping wissen. Kurzerhand habe ich im Netz das Buch von Frau Lüpold bestellt. Immerhin wurde es von Medizinern und Stillberaterinnen empfohlen.

Beim Auspacken fiel mein Blick gleich auf das Cover: mein Gott, was für ein Klischeebild! Kind ganz nah an Mama gekuschelt, der Papa hält schützend seinen Arm über seine kleine Familie und mit der anderen Hand hält er den Arm seiner Partnerin. Warum liegt das Kind nicht in der Mitte der Eltern? Im Buch beim Thema Sicherheitsmaßnahmen angekommen, bekam ich von Frau Lüpold die Erklärung: „Das Baby liegt besser nicht zwischen den Eltern, sondern nur neben der Mutter. Dies ist sicherer, da sich diese auch im Schlaf der Anwesenheit des Babys bewusster (als der Vater) ist.“Genau, wir väterlichen Gefühlspanzer überrollen nachts unsere Babys im Schlaf, weil uns ja dieses Bewusstsein fehlt.

Noch heftiger ist die Rolle, die Frau Lüpold den Vätern zuschreibt: „Fühlt sich die Mutter ständig gezwungen, zwischen den Bedürfnissen ihres Kindes und denen ihres Mannes zu entscheiden, können sich ihre mütterlichen Instinkte nur schlecht entfalten. Der Vater kann eine andere, nicht minder wertvolle Beziehung zu seinem Kind aufbauen, indem er sich an dessen Pflege beteiligt, es häufig trägt und später viel mit ihm spielt. Für viele Kinder wird der Vater bald zu einem Helden, auf den sie sehr stolz sind und mit dem sich wunderbar herumtoben lässt.“

Heißt dass, wir Väter sind verantwortlich für die Qualität der Entfaltung der mütterlichen Instinkte? Aber was ist mit väterlichen Instinkten? Wer kümmert sich um die? Und warum sollen wir Väter uns auf die Rolle als Trage, Tobe- und Spielepapa beschränken? Was ist mit der emotionale Versorgung unserer Kinder? Sollen wir da kneifen?

Ich habe schon sehr viele Bücher und Artikel über Eltern-Kind-Bindung gelesen. Leider steht Frau Lüpold mit ihren Ansichten nicht alleine da. Wenn von einer gelungen Eltern-Kind-Bindung gesprochen wird, taucht der Begriff Vater selten auf. Es wird in der Regel von Mutter-Kind-Bindung gesprochen und dann von weiteren Bezugspersonen. Unter diesem Sammelbegriff ist dann – neben Erzieherinnen – auch der Vater zu finden.

Ich persönlich bin der Meinung, dass Väter durch aktive Vaterschaft mit den Müttern gemeinsam die wichtigsten Bindungspersonen sein können. Insbesondere dann, wenn Väter mehrerer Monate Elternzeit nehmen und/oder die Väter viel Alltagszeit mit dem Kind alleine erleben können.

Überall und immer wird darauf hingewiesen, dass Väter den emotionalen Teil nicht übernehmen, wenig Kontakt zum Kind suchen, etc..  Das wird sich nicht ändern, wenn Stillberaterinnen und Mediziner dieses Buch weiterhin empfehlen, Mütter die Anmerkungen in diesem Buch anwenden und die Väter sich in die enge Rolle als Spiele- und Tobepapa festhalten/drängen  lassen bzw. sich mir ihr zufrieden geben.