Erst das Kind, dann die Suppe!

Gestern war ich mit meiner Frau in einem griechischen Restaurant. Am Tisch gegenüber saß ein Paar mit einem ca. drei Monate altem Baby. Der kleine Mann – blauer Strampler, blaue Decke, blaue Mütze, bei so viel blau musste es ein Junge sein – sollte irgendwann schlafen. Die Mutter legte ihn in den Kinderwagen und zupfte hier und da herum: die Decke lag zu hoch, dann zu niedrig, das Kuscheltier zu nah, dann wieder zu weit entfernt. Das Essen wurde gebracht und die Mama nahm den Kinderwagen und rollte durch das Restaurant. Der Mann saß plötzlich alleine am Tisch, schaute kurz auf sein Essen, dann seiner davonschiebenden Partnerin hinterher, nahm sein Besteck und fing an den Fleischberg auf seinem Teller zu verkleinern. Irgendwann hatte der Vater aufgegessen und bot der Mutter an, nun das Kind zu übernehmen. Er bekam ausführliche Instruktutionen, was alles zu beachten und zu bedenken sei. Er nahm den Kinderwagen, schob ihn zum Kamin und schuckelte sein Kind. Die Mutter nahm drei Löffel ihrer Suppe, stand auf und schaute ob der Papa alles richtig machte. Anschließend setze sie sich wieder, nahm erneut ein paar Löffel, erhob sich, vergewisserte sich, dass es ihrem Kind gut ging, setze sich wieder, stand auf … Um es abzukürzen: der Vorgang wiederholte sich mehrfach. Die Suppe war garantiert schon kalt aber Hauptsache dem Kind ging es gut …

Einarbeitung in Brio

Auf dem Dachboden meiner Eltern lag über 30 Jahre meine alte Brio-Eisenbahn. Nun wird sie für meine Tochter wieder reaktiviert. Schienen, Tunnel, Brücke, Fähre, alles entstaubt und einsatzbereit. Was noch fehlt ist eine batteriebetriebene Lok. Meine Vorstellung war, mal eben ins Netz zu gehen, Brio Lok einzugeben und mit einem Klick zu bestellen. Aber ganz so einfach ist das dann doch nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn man sich von Rezensionen anderer Käufer beeinflussen lässt.

Da ist z.B. die Brio 33592, der Bestseller Nr 1 in Spielbahnen (jedenfalls laut Amazon). Sie verfügt über Dampflok-Soundeffekte und sage und schreibe zwei Scheinwerfer. Vermutlich für Kinder, die Nachts nicht schlafen können. Die Papas bei Amazon sind sich über die Eigenschaften der Lok nicht wirklich einig geworden.

„Die „Rote Lola“ ist eine gewaltige Lok, …“ – „Die Lok ist sehr resistent gegen Lolaweitwurf.“ – „Gutes Dessing, Geräusche sehrgut, Leitung mangelhaft – Schafft keine Steigungen, da die Lock zu leicht ist. Es fehlt der Anpressdruck auf die Treibachse.“ – „… sie zieht locker 8 Waggons, auch wenn sie mit extra Schienen beladen sind.“ – „Aufschrauben, vor den Lautsprecher einen 180 Ohm Widerstand löten (in Reihe), zuschrauben. Am besten vor der ersten Benutzung, dann merkt es das Kind gar nicht, dass die Geräusche nur noch halb so laut sind …“

Einen Klick weiter, die Brio 33214 Frachtlok. Wie der Name schon sagt, eine grüne Frachtlokomotive mit einem Scheinwerfer, der (Eigenwerbung Brio) auch auf Entfernungen zu sehen. Wie gut, dass wir alle Kinderzimmer haben, die 50m lang sind… Aber auch bei dieser Lok sind die Väter nicht einer Meinung, was die Leistung der Lok angeht!

„Die Lok schafft was weg und geht dabei sehr leise zu Werke.“ – „Die grüne Batterie-Frachtlok zieht zwei bis drei Anhänger Steigungen und Berge hoch, bevor sie dann nach einigen Tagen kaputt ist.“ – „Die Leistung dieser Lock erinnert an ein Auto mit heutigem Gewicht und ca. 20 PS.“

Dann gibt es noch Kerstin, sie hat für ihren Neffen gleich drei Lokomotiven mit nagelneuen Batterien gegeneinander antreten lassen. Wüsste gerne, ob Stiftung Warentest auch schon Brio Lokomotiven für ein Battle auf die Schienen gelassen hat. Egal, hier das Ergebnis von Kerstin:

Der Triebwagen 33504 und die Frachtlok 33214 sind gleich schnell und gleich zugstark; beide kommen auch mit Anhängern ganz gut, wenn auch mit Tempoverlust, über die Berge und auf die Brücken – und beide sind deutlich stärker als „Speedy“ Green oder die im Starterset mitgelieferten Bummel-Loks. Die unscheinbare (und günstigere!) orange Frachtlok 33215 lässt aber beide sehr schnell hinter sich zurück. Sie ist ein richtiger kleiner Flitzer und klettert auch mit mehreren Anhängern noch mühelos die Steigungen hoch. Absolut klasse für eine Eisenbahn auf Holzschienen …“

Fazit: War mir gar nicht bewusst, welche Höllenqualen Spielzeug-Lokomotiven in der heutigen Zeit überstehen müssen. Jeder auch nur so kleinste Fehler wird wahrgenommen und analysiert. Achtet denn überhaupt kein Mensch auf die Gefühle der Lokomotiven? (Ich darf das schreiben, ich bin Pädagoge!) Um jede Fehlerquelle auszuschließen, müsste ich mir jetzt die Bewertungen verschiedener Batterien durchlesen und die oben genannten Tests mit der besten Batterie wiederholen. Oder ich gehe einfach in den nächsten Tagen in den Spielzeugladen meines Vertrauens und kaufe die Lok, die mir dort empfohlen wird…

Alles nur eine Phase

Orale Phase, Zahnen, Wachstumsschub, Fremdeln, …  Sind ja alles nur  Entwicklungsphasen. Die gehen wieder vorbei, man muss nur Geduld haben, wurde mir gesagt. Mag ja sein aber wenn dann mal eine Phase einfach nicht gehen will, kann das ziemlich nervig und stressig werden.

RockzipfelSeit ein paar Monaten weiß ich daher auch, was mit dem Spruch „ständig am Rockzipfel hängen“ gemeint ist. Nur dass es bei uns in der Familie eben nicht der Rockzipfel, sondern das Hosenbein vom Vater ist. Ständig höre ich „Mein Papi!“ oder „Papa wo bist du?“ Ich kann alleine weder in den Keller noch auf die Toilette gehen. Immer und überallhin möchte meine Tochter mich begleiten.

Inzwischen bewundere ich alle Mütter und Väter, die dieses ständige Klammern mit Ruhe aushalten. Ich kann das leider nicht, bekomme in solchen Momenten vielmehr Schnappatmung und brauche Luft und Freiraum. Da hilft oft nur die Flucht oder ein Hilferuf in Richtung meiner Frau, dass sie doch bitte schnell unser Kind von meinem Bein entfernen soll. Was von meiner Tochter anschließend mit viel Gebrüll und noch mehr Klammern kommentiert wird. Ich weiß, alles nur eine Phase …

Gerechte Aufteilung aus Kindersicht

Heute hat meine Tochter für meine Frau und mich gekocht. Es gab Nudeln. Es müssen schon vorgekochte Fafalle gewesen sein, so schnell waren sie fertig. Meine Tochter nahm drei Teller, stellte sie nebeneinander und fing mit der Verteilung der Nudeln an. „Gaaaaaaanz viele für Ise, vieeeele für Mama und die für Papa.“ Die hieß ganze zwei Nudeln. Auf meine Frage, wieso sie und Mama so viele Nudeln auf den Tellern hätten, antwortete sie: „Ise hat Hunger, Mama Baby im Bauch.“ Okay, dann war die Aufteilung nur gerecht!

Lila

NamenlisteAnfang Mai werde ich zum zweiten Mal Vater. Und ich bleibe der einzige Mann im Haus. Meine Tochter hat auch schon einen Namen für ihre Schwester: LILA. Ups!
Mein Frau und ich können noch nicht liefern. Wenn man mit einer Lehrerin verheiratet ist und selber viel mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, dann wird es mit einem Namen, zu dem man noch keine andere Person vor Augen hat, eng. Und wenn man dann noch den Fehler macht und auf die Babyseiten der Krankenhäuser vor Ort schaut, wird die Liste ziemlich dünn. Tja, die Zeit arbeitet gegen uns!!!

Augen auf beim Wickeltaschenkauf!

Väter, überlasst die Auswahl der Wickeltasche nicht allein euren Frauen! Immerhin muss Mann die Wickeltasche auch manchmal mit sich tragen. Und je nach Geschmack der Mama tragt ihr dann womöglich eine Handtasche mit euch herum. Bei mir waren es sechs Monate Elternzeit, in denen ich ständig die Wickelutensilien griffbereit haben musste. Daher mein Tipp: In Trekking- bzw. Outdoorläden gibt es eine große Auswahl an Kurier- oder Umhängetaschen. Wir haben eine Tasche von Vaude und mir ist bislang zu keiner Zeit aufgefallen, dass es sich nicht um eine „echte“ Wickeltasche handelt.

 

Hunger?

JA!!!!!

Nickte meine Tochter auf die Frage, fingen in meiner Elternzeit meine Schweißporen an zu arbeiten. Hätte ich in solchen Momenten die Wahl zwischen einem 10km-Lauf und der Zubereitung des Mittagessens gehabt, ich hätte ohne zu zögern die 10km gewählt. Von mir aus auch 15km. Laufen entspannt mich, Kochen strengt mich an. Jedenfalls das Kochen für meine damals 10 Monate alte Tochter.

Dabei klang es morgens beim Frühstück aus dem Mund meiner Frau so leicht: „Du schälst einfach die Möhren und die Zucchini, dünstes sie im Topf und pürierst sie zu einem Brei.“ Und dann sollte ich auch noch dafür sorgen, dass meine Tochter ihren Brei pünktlich um 12h bekommt und die Schale auch komplett aufisst. Hört sich wirklich nicht schwer an. War es für mich aber. Eigentlich gab es nichts, was mir in meiner Elternzeit mehr Stress bereitet hat, als pünktlich zu Hause zu sein, das Mittagessen zu kochen und meine Tochter zu füttern.

Okay, da war noch was!!! Das Babyschwimmen in diesem wahnsinnig warmen Schwimmbecken mit diesem schrecklichem Chlorgestank. Stress pur! Wäre es nur das Schwimmen gewesen, okay. Aber: wer nur mit Schwimmwindel im warmen Wasser plantscht muss ja auch wieder angezogen werden. Und zwar schnell, damit sich das zarte Baby nicht erkältet. Vorher aber noch die Haut schön mit Creme einreiben, die Haare trocknen und wickeln. Und dann sich selbst noch anziehen. Aber wohin in der Zeit mit dem Kind? Der Boden und die Auflage waren ja nass. Die Frauen in der Nebenkabine hatten es leicht, die konnten sich gegenseitig unterstützen. Ich war fast immer mit meiner Tochter alleine in der Kabine. Nach dem ersten Babyschwimmen war ich so platt, dass ich direkt auf dem Sofa eingeschlafen bin. Irgendwann hatte ich meine Frau dann überzeugt, dass sie von uns beiden die viel bessere Babyschwimmerin sei. Ich musste ab dann nur noch einspringen, wenn sie verhindert war.

Schlaflos

Heute Nacht um 3h wurden meine Frau und ich von unserer Tochter geweckt. Sie konnte nicht mehr schlafen. Ihre Augen und Ohren taten weh, auch die Finger und Füße würden schmerzen.

Unterm Strich war klar, für einen von uns war die Nacht (zumindest vorläufig) vorbei. Aber für wen? Wer hat Anrecht auf ausreichend Schlaf? Meine Frau, deren Tiefschlafphase eigentlich nur bis drei Uhr dauert, dafür heute ihren langen Arbeitstag hat? Oder darf ich auf das Sofa ausweichen, bei dem die Tiefschlafphase erst um drei Uhr beginnt, dummerweise aber heute seinen kurzen Arbeitstag hat?

Nachts um drei Uhr stellt man dann fest, dass es echt scheiße ist, wenn beide Eltern berufstätig sind. Wie schön wäre es, wenn ich (wie damals in der Elternzeit meiner Frau) sagen könnte: „Schatz, ich muss heute für die Arbeit fit sein. Ich lege mich jetzt auf unser Sofa. Du kannst ja heute tagsüber deinen Schlaf nachholen.“

Soviel zum Wunschtraum nachts um drei. Letztendlich hat meine Frau auf dem Sofa geschlafen, das Argument mit dem langen Arbeitstag konnte ich nicht toppen. Gott sei Dank ist meine Tochter um fünf noch einmal eingeschlafen…

Mutter, Erwachsener, Arzt und irgendwann der Vater

Bei dem Versandhandel für Kindersachen JAKO-O hat sich bezüglich Rollenbilder in den letzten  30 Jahren nicht viel getan. Der Papa ist immer abwesend und die Mama ist für das Kind die Ansprechperson, zur Not auch mal eine andere erwachsene Person, wenn die Mutter nicht zur Stelle ist. Jedenfalls ist das meine Erkenntnis, nachdem ich den Leitfaden für erste Hilfe aus dem Arztkoffer meiner Tochter gelesen habe. Mit einer Ausnahme! Aber lesen Sie selbst:

Nasenbluten: Den Kopf vornüber beugen und die Stirn in die Hände stützen. Einen kalten Umschlag in den Nacken legen. Wenn die Blutung nicht aufhört, die Mutter oder einen Erwachsenen davon verständigen.

Quetschungen: Halte das gequetschte Körperteil (Hand, Fuß) ganz ruhig und laß dir von der Mutter einen kühlenden Verband anlegen.

Verbrennungen, Verbrühungen: Halte das verbrannte Körperteil unter fließendes, kaltes Wasser, damit die Schmerzen nicht mehr so stark sind. Rufe Deine Mutter und lasse Dir einen leichten Verband anlegen. Suche einen Arzt auf.

Insektenstiche oder Splitter: Entferne den Stachel bzw. Splitter sofern dieser leicht herauszuziehen geht. Nicht mit einer Nadel oder anderen Gegenständen an die Insektenstiche oder Splitter gehen, sondern rufe die Mutter oder gehe zum Arzt.

Gott sei Dank gibt es noch die schlimmen Schnittwunden und Schrammen:

Die Wunde nicht mit schmutzigen Fingern berühren. Mit einer Mullbinde einen Verband anlegen und zur Mutter oder Vater gehen.