Unsere Kleine ist jetzt ein halbes Jahr alt. Noch 61 Tage, dann bin ich für sechs Monate in Elternzeit und meine Frau geht wieder voll arbeiten. Da sitzen jetzt nun Zwei mit ganz unterschiedlichen Gefühlen abends auf dem Sofa. Bei mir steigt die Vorfreude und bei meiner Frau wächst die Trauer, dass die Elternzeit endet.
Klar freue ich mich schon riesig auf die Zeit, die da kommt. Gleichzeitig habe ich auch dicken Respekt vor dem, was da auf mich zukommt. Einen ersten Vorgeschmack habe ich letzten Freitag erhalten. Kaum war meine Frau zu einer Shoppingtour für sich und die Kinder aufgebrochen, fing der Stress für mich auch schon an. Die Kleine machte mir schnell klar, dass ich aus ihrer Sicht nicht der schnellste Milchflaschenvorbereiter auf Erden bin. Irgendwann war die gute Dame mit meiner Mischung und der Temperatur einverstanden und saugte an der Flasche, als ob sie seit Tagen nichts mehr bekommen hätte. Gerade wollte ich mich entspannt zurücklehnen, da kletterte die Große von ihrem Stuhl, ging in den Flur, schaute mich an und sagte: „Zu spät“. Bevor ich nachfragen konnte, was sie mit „Zu spät“ eigentlich meinte – gedanklich war ich direkt bei dem wunderschönen Lied von den Ärzten – sah ich es: die Hose färbte sich dunkel und um die Socken herum entstand eine Pfütze. Ich wollte die Kleine kurz beim Trinken unterbrechen – was ihr natürlich komplett egal war. Umso mehr ich versuchte den Sauger aus ihrem Mund zu ziehen, umso fester saugte sie an dem Ding. Sekundenkleber hätte nicht besser haften können.
Also nahm ich das trinkende Kind unter meinen Arm und ging in den Flur. Dort hatte sich die Große mittlerweile weiter durch den Flur bewegt und aus der Pfütze war ein kleiner Fluss geworden. Mir gelang es, ihr die nassen Sachen mit einer Hand auszuziehen, sie auf die Toilette zu setzen und Waschlappen und Wechselzeug zu holen. Die Kleine störte das alles nicht und trank auf meinem anderen Arm munter weiter. Nachdem die Große wieder sauber und angezogen war, wollte ich mich um den Flur kümmern. Ging aber nicht, da die Kleine genau in dem Moment – wir waren gerade wieder ins Wohnzimmer zurückgekehrt – gefühlte 50ml ihrer Babymilch über sich und mich ausspuckte. Also rauf zum Wickeltisch, Body und Strampler wechseln und wieder runter zur Großen. Die hatte inzwischen die Malsachen auf dem Esstisch ausgebreitet und bemalte die Tischdecke ….
Gott sei Dank kam meine Frau nach zwei Stunden zurück und wir konnten uns die Kinder wieder aufteilen. Und wieder wuchs meine Achtung vor allen Alleinerziehenden und allen Frauen (dazu gehört auch meine) und Männern, die über längere Zeiträume ihre Kinder alleine betreuen. Respekt.