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Mittwochs ist PAPAZEIT

Es ist Mittwoch, 8.45h in Münster. Die Wickeltasche und etwas Proviant sind im Fahrradanhänger verstaut. Ich mache mich mit meinen beiden Mädels auf den Weg. Erst bringe ich den Tiger in die Kita und düse dann mit Lila weiter in die Westfalenstraße 197 nach Münster-Hiltrup. Dort beginnt um 9.30h die PAPAZEIT. Ein Treff für Väter mit Kindern unter drei Jahren.

Seit Juli 2016 gibt es die PAPAZEIT. Es ist eine Kooperation der Caritas-Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche und den Frühen Hilfen in Hiltrup. Drei männliche Pädagogen bauen im Wechsel eine Spiellandschaft auf, sorgen für reibungslosen Kaffeenachschub und stehen den Papas zu allen Themen Rund um Erziehung und Beziehung als Ansprechpersonen zur Verfügung. Der Schwerpunkt liegt auf dem Austausch unter den Vätern und nicht auf der Förderung der Kinder. Deshalb gibt es auch kein Anfangs- und kein Abschlusslied oder sonstiges Rahmenprogramm.

9.35h schließe ich das Fahrrad ab und rolle mit dem Anhänger durch die Beratungsstelle. Die PAPAZEIT findet in einer kleinen Turnhalle statt. Es ist ein offener Treff ohne fester Anfangszeit. Dennoch, als ich um 9.40h mit Lila in die Turnhalle komme, sind schon vier bis sechs Väter da. Es riecht nach Kaffee und die Atmosphäre ist locker. Ein Hallo in die Runde genügt. Einige Väter sitzen schon auf den Barhockern am Tisch und trinken Kaffee und ihre Kinder spielen bereits im Bällebad.

Andere sitzen neben ihren Kindern auf den Matten und spielen. Ich stelle die Wickeltasche ab, ziehe meiner Tochter die Jacke aus und setze mich zu ihnen. Lila ist aktuell total fasziniert vom Bällebad. Allerdings ist sie gerade nicht die Einzige. Also lenke ich ihr Interesse auf ein Nachziehhubschrauber und besorge mir dann erst einmal einen Kaffee.

 

Wer behauptet, Männer können nicht reden, sollte mal zur Papazeit kommen. Die ganze Zeit wird geredet und gelacht. Und wir tauschen uns nicht nur über Erziehungsfragen aus, sondern auch über Fußball, Urlaub, Kitaplätze, eigene Vorstellungen vom Vatersein, gute Spielplätze, kindgerechte Läden und Lokale und und und.

Nicht nur mit gefällt die PAPAZEIT. Marco, Vater von einem 1,5-jährigen Sohn und einer 7-jährigen Tochter: „Mir gefällt die lockere und ungezwungene Atmosphäre. Insbesondere, dass kein Programm stattfindet mit Animation wie z.B. Singen oder Klatschen.“ Andreas, Vater von einem bald 1-jährigen Sohn: „Vor allem gehe ich dort gerne hin, weil es eine entspannte Runde mit netten Vätern ist. Und wenn man was wissen will, wie es bei anderen läuft, berichtet jeder gerne, ohne Überzeugungsarbeit leisten zu wollen.“ Das geht mir selbst genauso: es gibt keine Konkurrenz untereinander, welches Kind schon welche wahnsinnigen Entwicklungsschritte gemacht hat. Es fällt kein Satz wie: „WAAAAAS, dein Sohn kann mit seinen sechs Monaten noch nicht sitzen? Also mein Friedrich hat das schon mit vier Monaten gekonnt!“ Vielmehr freuen sich alle, wenn ein Kind wackelig stehen kann oder sich robbend vorwärtsbewegt. Es ist ein super Miteinander!

Um kurz vor elf schaue ich auf die Uhr. Mist, schon wieder so spät! Um 11h endet die PAPAZEIT. Ich könnte jetzt aber gut auch noch eine Stunde länger hier sitzen und quatschen. Wie jeden Mittwoch sind die 1,5 Stunden super schnell verflogen. Also zusammenpacken, Kind anziehen und ab nach Hause. Und was ich schon immer loswerden wollte: Männer, mir macht die PAPAZEIT mit euch richtig Spaß! Vielen Dank dafür!

Eine Bestandsaufnahme

Väter können alles, außer stillen. So jedenfalls meine Behauptung. Jetzt, nach den ersten zwei Monaten Elternzeit, heißt es persönlich Farbe bekennen: kann ich wirklich alles, außer stillen? Eine Bestandsaufnahme:

Zuerst fünf Häkchen meiner ALLES-IM-GRÜNEN-BEREICH-CHECKLISTE: Das morgendliche Aufstehen, Wickeln, Anziehen und Frühstücken läuft reibungslos, wir vertrödeln nur manchmal Zeit beim Spielen. Wenn ich ehrlich bin eigentlich jeden Tag. Dann wird es etwas eng. Aber bislang haben wir es immer bis 9 Uhr zur Kita geschafft. Also meistens …

Tanzen! Jeden Tag vor dem Abendessen schwinge ich mit meinen jungen Damen auf dem Arm das Tanzbein. Mit der Große zu „I dare you“ von The XX und mit der Jüngsten zu „Fix you“ in der Liveversion von Coldplay. Meine Mädels lieben es – ich sowieso.

Spielen mit meinen Töchtern klappt super! Die Vormittage gehören ganz der Jüngsten und mir. Die meiste Zeit verbringen wir auf dem Spielteppich oder drehen eine Runde mit dem Jogger. Kommt die Große nach Hause, gehen wir auf den Spielplatz, sitzen zusammen auf dem Sofa und puzzeln, lesen, spielen Memory oder malen und kneten am Tisch. Oder aber ich bin ein gefährlicher Tiger und muss mich unter dem Tisch verkriechen.

Babyschwimmen und Papazeit sind unsere beiden festen Aktivitäten in der Woche. Meine Jüngste und ich haben super viel Spaß. Bislang habe ich immer an Schwimmwindel und Badehandtuch gedacht! Okay, einmal bei der Papazeit stand die Trinkflasche noch Zuhause auf dem Küchentisch. Da war dann Improvisation gefragt.

Vor Wochen bin ich noch schnell in den Bastelkeller gerannt, wenn Zäpfchen und Nasensauger gefragt waren. Dank langer Übungszeit in den letzten zwei Wochen stehe ich nun bei beiden Dingen meinen Mann!

Und was klappt noch nicht? Ganz oben auf der TOP-5-KANN-ICH-NOCH-NCIHT-LISTE steht weiterhin das Zöpfeflechten. Wenn es um Haare geht, habe ich zwei linke Hände. Ich bemühe mich wirklich, aber es kommen nur traurige Haarstränge dabei raus. Nicht nur im Kindergarten ernte ich mitleidige Blicke. Dafür gebe ich mir eine glatte Sechs!

An zweiter Stelle steht das punktgenaue Wäschewaschen. Sortieren, Waschmaschine, Trockner, alles inzwischen kein Ding mehr. Aber die Wäsche wieder rechtzeitig getrocknet und gefaltet in die einzelnen Fächer zu legen, da hakt es gewaltig. Besonders blöd, wenn am Samstagmorgen meine Frau eine unserer beiden Mädels anziehen will und keine Socken in der Schublade liegen. Verstehe einfach nicht, warum sich die Wäsche ausgerechnet auf dem Weg in die Kleiderschränke so viel Zeit lässt.

An dritter Stelle folgt das Einkaufen mit System. Regelmäßig vergesse ich wichtige Lebensmittel, ohne die wir am Wochenende nicht über die Runden kommen. Dabei schreibe ich mir schon eine Liste in mein iPhone aber woher soll ich auch wissen, dass wir am Wochenende ausgerechnet Brot brauchen. Sagt mir ja keiner!

An vierter Stelle steht meine Ungeduld nachts um fünf Uhr. Ich bin – wie schon in einem Artikelgeschrieben – eine bekennende Eule. Und wenn meine Mädels zu Unzeiten wach werden, bin ich gelegentlich ungeduldig und meckere rum. Das ist ungerecht, da meine Lerchen nix dafür können, dass ich eine Eule bin.

Platz Nummer fünf gehört der Spüle. Ich kann es mir nicht erklären wieso das immer wieder passiert aber abends stapeln sich oft Töpfe und Teller vom Mittagessen im Spülbecken. Und genau darüber habe ich mich früher geärgert, als ich abends von der Arbeit nach Hause kam und meine Frau noch in Elternzeit war. Wie sich manche Dinge drehen und doch nicht ändern.

Das sind die BigFive, die mir spontan einfallen. Gott sein Dank ist die DAS-KLAPPT-BEI-MEINEM-MANN-NOCH-NICHT-CHECKLISTE meiner Frau mit meiner identisch. Hätte auch anders ausgehen können! Und meine Mädels sind sowieso voll mit mir zufrieden. Hauptsache Kinderwurst und Babybrei sind ausreichend vorhanden.

Da waren es noch fünf Glücksmonate

Zack, gerade erst habe ich die Sektkorken zum Start meiner Elternzeit knallen lassen und schon ist der erste Monat um. Wenn die Zeit weiter so rennt, muss ich in wenigen Tagen schon wieder ins Büro.

Andererseits kann ich sagen, 31 Papa-Töchter-Tage sind geschafft und die Kleine (und die Große) leben noch, haben etwas zum Anziehen und sehen auch ansonsten nicht sonderlich verwahrlost aus. Gut, das mit den Zöpfen klappt noch nicht so ganz, eine Wolljacke ist beim Waschen eingelaufen und letztens hatte ich nur noch fünf Natur-Joghurts im Kühlschrank. Aber es muss ja noch Entwicklungspotential für die nächsten Monate geben.

Neben dem ganzen organisatorischen und haushaltstechnischen Kram gibt es ja Gott sei Dank noch die Zeit mit den Kindern. Nach anfänglichen Beschnuppern und Einruckeln (Papa macht halt doch einiges anders als Mama) gab es für mich im letzten Monat einige Schlüssel- und Glücksmomente:

Das kleine Wunderwesen, ich komme nach dem Mittagsschlaf ins Zimmer und nehme es vorsichtig aus dem Bettchen. Meine Kleine blinzelt mich an, kuschelt sich mit ihrem Kopf an meinem Hals und ihre Arme drücken mich ganz fest – unsere erste „du-bist-mein-Papa-Umarmung“. Ich komme zur Spieldecke, sie blickt mich freudestrahlend an, dreht sich auf den Rücken, streckt ihre Arme nach mir aus und ich verstehe sofort: „Papa, nimm mich auf den Arm!“. Ich singe „Wie das Fähnchen auf dem Turme“, sie lacht vor Freude und bewegt ihre Finger. Ich frage „Nochmal?“ und verstehe ihr „Ja, Papa, bitte.“

Sie testet und forscht, sie übt und probiert, immer und immer wieder. Stundenlang. Und dann ist er da, der nächste Entwicklungsschritt. Wie schön, den Stolz in ihren Augen zu sehen. Sie kann nun robben, im TrippTrap sitzen, sich längere Zeit alleine beschäftigen, sucht ihre Mama, Schwester und Papa und freut sich, wenn ihre Familie wieder bei ihr ist.

Das große Wunderwesen, es kommt morgens in mein Bett gekrabbelt, kuschelt sich an mich und flüstert: „Mein Papa!“ Ich komme in die Kita um die Große abzuholen, sie lässt alles stehen und liegen und fliegt in meine Arme. Der kurze Blickkontakt beim Abendessen und wir verstehen uns.

Dieses unsichtbare Band, es ist da, es war schon immer da, vom ersten Tage an, es ist nur noch dicker geworden Ich liebe meine Mädchen und sie lieben mich. Das weiß und spüre ich. Wenn jemand wissen möchte, wie sich Glück anfühlt, ich kann es ihm sagen.