Heute muss ich mal etwas meckern! Schuld ist das Buch „Ich will bei euch schlafen! von Sibylle Lüpold. Wir hatten und haben bei unserer Großen immer mal wieder längere Phasen mit Einschlaf- bzw. Durchschlafschwierigkeiten. Ich wollte mehr über das Co-Sleeping wissen. Kurzerhand habe ich im Netz das Buch von Frau Lüpold bestellt. Immerhin wurde es von Medizinern und Stillberaterinnen empfohlen.
Beim Auspacken fiel mein Blick gleich auf das Cover: mein Gott, was für ein Klischeebild! Kind ganz nah an Mama gekuschelt, der Papa hält schützend seinen Arm über seine kleine Familie und mit der anderen Hand hält er den Arm seiner Partnerin. Warum liegt das Kind nicht in der Mitte der Eltern? Im Buch beim Thema Sicherheitsmaßnahmen angekommen, bekam ich von Frau Lüpold die Erklärung: „Das Baby liegt besser nicht zwischen den Eltern, sondern nur neben der Mutter. Dies ist sicherer, da sich diese auch im Schlaf der Anwesenheit des Babys bewusster (als der Vater) ist.“Genau, wir väterlichen Gefühlspanzer überrollen nachts unsere Babys im Schlaf, weil uns ja dieses Bewusstsein fehlt.
Noch heftiger ist die Rolle, die Frau Lüpold den Vätern zuschreibt: „Fühlt sich die Mutter ständig gezwungen, zwischen den Bedürfnissen ihres Kindes und denen ihres Mannes zu entscheiden, können sich ihre mütterlichen Instinkte nur schlecht entfalten. Der Vater kann eine andere, nicht minder wertvolle Beziehung zu seinem Kind aufbauen, indem er sich an dessen Pflege beteiligt, es häufig trägt und später viel mit ihm spielt. Für viele Kinder wird der Vater bald zu einem Helden, auf den sie sehr stolz sind und mit dem sich wunderbar herumtoben lässt.“
Heißt dass, wir Väter sind verantwortlich für die Qualität der Entfaltung der mütterlichen Instinkte? Aber was ist mit väterlichen Instinkten? Wer kümmert sich um die? Und warum sollen wir Väter uns auf die Rolle als Trage, Tobe- und Spielepapa beschränken? Was ist mit der emotionale Versorgung unserer Kinder? Sollen wir da kneifen?
Ich habe schon sehr viele Bücher und Artikel über Eltern-Kind-Bindung gelesen. Leider steht Frau Lüpold mit ihren Ansichten nicht alleine da. Wenn von einer gelungen Eltern-Kind-Bindung gesprochen wird, taucht der Begriff Vater selten auf. Es wird in der Regel von Mutter-Kind-Bindung gesprochen und dann von weiteren Bezugspersonen. Unter diesem Sammelbegriff ist dann – neben Erzieherinnen – auch der Vater zu finden.
Ich persönlich bin der Meinung, dass Väter durch aktive Vaterschaft mit den Müttern gemeinsam die wichtigsten Bindungspersonen sein können. Insbesondere dann, wenn Väter mehrerer Monate Elternzeit nehmen und/oder die Väter viel Alltagszeit mit dem Kind alleine erleben können.
Überall und immer wird darauf hingewiesen, dass Väter den emotionalen Teil nicht übernehmen, wenig Kontakt zum Kind suchen, etc.. Das wird sich nicht ändern, wenn Stillberaterinnen und Mediziner dieses Buch weiterhin empfehlen, Mütter die Anmerkungen in diesem Buch anwenden und die Väter sich in die enge Rolle als Spiele- und Tobepapa festhalten/drängen lassen bzw. sich mir ihr zufrieden geben.
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